Verlust von Ackerflächen

Versteht der Bürgermeister den Demographiewandel nicht?

Unter dem Titel "Bauern beklagen Verlust von Ackerfläche" berichtet heute die Rheinische Post, dass der Bürgermeister der Meinung sei, das Baugebiet "Locher Wiesen" müsse noch enger bebaut werden als bisher geplant, um durch preiswerten Wohnungsbau den Zuzug junger Familien zu fördern.

Ich habe bereits bei meinen Anmerkungen zum Bebauungsplan "Locher Wiesen" darauf hingewiesen, dass sich junge Familien kaum noch die teuren Neubauten der Wohnungsbaugesellschaften leisten können und einen "Wohnungstausch" angeregt. Das Argument, der Zuzug junger Familien sei notwendig, um die vorhandene Infrastruktur bezahlbar zu halten, verkennt völlig, dass das nicht nur ein Problem von Langenfeld ist.

Will der Bürgermeister neben dem kommunalen Wettbewerb um steuerkräftige Gewerbebetriebe nun auch noch in den Wettbewerb um Einwohner eintreten? Solidarität in einer alternden Gesellschaft sieht anders aus.

Auch sieht der Bürgermeister laut dem Bericht der RP den Verlust von Ackerflächen als Folge notwendiger Ausgleichsmaßnahmen. Wenn er dabei darauf verweist, dass ein Ausgleich für das von ihm geforderte Windrad geschaffen werden müsse, mit dem er gerade den Süden Langenfelds verunstalten will, sollte er erst recht dafür sorgen, dass nicht auch noch das Biotop "Locher Wiesen" vernichtet wird. Ein Denken in Zusammenhängen sieht anders aus!

Langenfeld, den 23. März 2012

Als Leserbrief von der Rheinischen Post veröffentlicht am 28.03.2012


Näheres zum Biotopschutz

finden Sie auf den Seiten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. So wird dort der Schutz des Biotops "Locher Wiesen" wie folgt begründet:

Objektbeschreibung:

Von Siedlungsbebauung umschlossener Grünlandkomplex zwischen den Orten Langenfeld-Loch und Reusrath, welcher vom Reusrather Bach durchflossen wird. Der zwischen 0,3 und 0,8 m breite Bach hat unterschiedlich naturnahe Abschnitte und beherbergt eine starke Population des Dreistachligen Stichlings. Ufergehölze sind nur kleinflächig vorhanden. Im Westen des Gebietes schließt eine vom Mädesüß (Filipendula ulmaria) dominierte Feuchtbrache (yEE3) an. Am Nordostrand, nahe dem Friedhof Reusrath wurde noch ein zu den Auwäldern vermittelndes Feldgehölz mit Bruch- und Silberweide von geringem bis mittlerem Baumholz in die Abgrenzung einbezogen. Periodische Überschwemmungen gibt es hier allerdings nicht. Die zentralen Flächen werden von artenarmen Glatthaferwiesen eingenommen, die teilweise schon junge Brachestadien sind. Zur Flächenarrondierung und aufgrund ihres Entwicklungspotenzials wurde eine zentral liegende Weidelgras-Einsaat in die schutzwürdige Fläche einbezogen.

Bedeutung hat das Gebiet vor allem durch das Vorkommen von gesetzlich geschützten Biotopen (Feuchtbrache) und das Entwicklungspotenzial des Baches. Beobachtungen des nicht für den Lebensraum Bach bezeichnenden Teichfroschs in mehreren Exemplaren zeigen außerdem einen Entwicklungsbedarf von Gewässerbiotopen auf. Als Korridor zwischen stark bebauten Siedlungsteilen und dem ansonsten von Ackerflächen dominiertem Offenland kommt der Fläche Bedeutung in der Vernetzung von Lebensräumen der rheinischen Bucht und der angrenzenden Bergischen Heideterrasse zu.

Die weitere Entwicklung des Gebietes sollte auf einen Erhalt des Grünlandkomplexes mit besonderem Schwerpunkt im Nass- und Feuchtgrünland, einer Verbesserung der Wiesenstruktur in Richtung des FFH-LRT Glatthaferwiese durch extensive Nutzung und in einer naturnahen Entwicklung des Reusrather Baches unter Erhalt von offenen Abschnitten durch periodische Pflegemaßnahmen liegen.

Schutzziel:

Schutz und Erhalt eines Grünlandkomplexes mit besonderem Schwerpunkt auf Nass- und Feuchtgrünland sowie einer naturnahen Bachentwicklung


"Wird Wohnraum zum Luxus?"

Unter diesem Titel berichtet die Rheinische Post in der selben Ausgabe über die Schwierigkeiten bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum für Familien und Einkommensschwache. Hierzu hatte die CDA einen Diskussionsabend veranstaltet, in der der Vertreter des SkF darauf verwies, dass es in Langenfeld keine gute Mischung des Angebotes mehr gebe, weil die Langenfelder Wohnungsbaupolitik nur noch Familien aus der Mittelschicht im Blick habe.

Dieser Artikel steht leider nicht online zur Verfügung.

Allerdings berichtet WZ-online ebenfalls über diese Veranstaltung unter dem Titel "Schwierige Wohnungssuche für Hartz IV-Empfänger".

Übereinstimmender Tenor beider Berichte ist somit, dass in Langenfeld die falsche Wohnungsbaupolitik betrieben wird.

Langenfeld, den 28. März 2012


Der Wahnsinn geht weiter

In einem jetzt verteilten Flugblatt weist die Bürgergemeinschaft Langenfeld (B/G/L) darauf hin, dass die Verwaltung mit Unterstützung von CDU, FDP und SPD einen Antrag an die Bezirksregierung gestellt habe, rund um Reusrath großflächig Wohnbebauung zu ermöglichen. Auch der Flachenhof soll wieder zur Bebauung frei gegeben werden. Sowie Teile von Richrath seien in die Pläne einbezogen worden.

Bereits vor nahezu 30 Jahren befasste sich eine Arbeitsgruppe der FDP unter der Überschrift "Bebauung total - mir nicht egal!" mit der Frage, wie angesichts der beengten Lage die noch vorhandenen Freiflächen zu sichern seien. Das Ergebnis wurde am 24. Mai 1986 vorgestellt und fand große Beachtung. Was hat sich seither geändert, dass das damals formulierte Bedürfnis heute nicht mehr gelten soll?

Wenn der städtische Planer, Herr Anhalt, beschwichtigend meint, der Regionalplan gebe den Entwicklungsspielraum für die Zukunft vor, ob er auch in Anspruch genommen werde, sei dann im Einzelnen immer noch eine Entscheidung des Stadtrats, so verkennt er, dass einmal ausgewiesene Siedlungsflächen auch immer verbaut worden sind. Angesichts der Dominanz örtlicher Bauträger wird nur der Drang gefördert, die noch verbliebenen Ackerflächen mit Reihenhäusern aus der Schublade zuzupflastern.

Langenfeld ist auf dem besten Weg, durch Vernichtung schützenswerter Biotope, durch die Installierung von Windparks und durch die Versiegelung von Ackerflächen seine lebenswichtigen Freiräume einem Bauboom zu opfern, der sich angesichts der demografischen Entwicklung eines nicht mehr allzu fernen Tages als Vernichter ländlicher Randgebiete und als Blase in den Ballungszentren herausstellen wird.

Langenfeld, den 15. August 2012 - Links zuletzt überarbeitet am 24.8.2012

Als Leserbrief von der Westdeutschen Zeitung veröffentlicht am 16.08.2012 - bisher jedoch nicht von der Rheinischen Post.

Unter der Überschrift "CDU-Spott für B/G/L" veröffentlicht das Werbeblatt "stadtmagazin-online.de" jetzt eine Entgegnung der CDU, in der es heißt: "(....) dass das Gebiet rund um den Flachenhof bis vor wenigen Jahren bereits mit den Stimmen der CDU-Mehrheit als Siedlungsfläche ausgewiesen war (....) und es im Zuge der Ausweisung des Gewerbegebietes Reusrath-Nord-West als grüne Ausgleichsfläche zurück geführt wurde“.

Da stellt sich wieder die Kernfrage, wie geht die CDU mit unserem Freiraum um? Da werden "Ausgleichsflächen" geschaffen, um Gewerbegebiete zu generieren - und dann sollen diese "Ausgleichsflächen" doch wieder zugebaut werden? Verantwortlicher Freiraumschutz sieht anders aus! Da muss die CDU noch viel lernen. Was als Spott über den politischen Wettbewerber gedacht ist, schlägt als Beweis eigener Widersprüchlichkeit zurück.

Langenfeld, den 22. August 2012

... oder lernen Verwaltung und Mehrheitsparteien doch noch dazu?

Unter der Überschrift "Baupläne gegen Zersiedlung" berichtet die Westdeutsche Zeitung jetzt über eine Verdichtung der Bebauung im Innenbereich der Stadt. Mal abwarten, ob das nur der Beruhigung der Bürger dienen soll, oder ob an den Vorstellungen über die Weiterentwicklung des Regionalplans festgehalten wird.

Langenfeld, den 4. September 2012

... und die Bezirksregierung zeigt offenkundig Weitsicht!

Unter der Überschrift "Bürgermeister erzürnt über Vorgaben der Bezirksregierung" berichtet die Rheinische Post, dass die Bezirksregierung mit Blick auf die demografische Entwicklung in ihrem Entwurf zur Regionalplanung deutlich weniger Flächenpotentiale ausweisen will. Die darüber von den Bürgermeistern geäußerte Verärgerung zeigt, dass diese immer noch nichts begriffen haben. Sie schwelgen noch immer im Wachstumsrausch und wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass sich Deutschland keinen weiteren Wettbewerb im Versiegeln der Landschaft leisten kann.

Langenfeld, den 5. September 2012


Quergedacht

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Nutzung der Windkraft in Langenfeld habe ich noch eine besondere Sicht auf das Problem der Landwirte bekommen.

Bei dem von mir beschriebenen Windpark Sendenhorst handelt es sich um Anlagen, die tatsächlich mitten zwischen den außerhalb der geschlossenen Siedlungsfläche gelegenen Bauernhöfen errichtet worden sind. Hier im Ballungszentrum soll eine solche Anlage auf den wenigen noch vorhandenen Ackerflächen errichtet werden, die meistens in keiner unmittelbaren Verbindung zu einem von ihnen umschlossenen Bauernhof stehen.

Für viele Landwirte im hiesigen Raum war der Betrieb auf den durch die Ausdehnung der Siedlungsflächen immer kleiner werdenden Hofflächen nicht mehr rentabel. Die Betriebe wurden eingestellt. Die verbliebenen Landwirte haben ihren Betrieb dadurch gestärkt, dass sie die zu den aufgegebenen Höfen gehörenden Restflächen für ihre Zwecke hinzugepachtet haben.

Wenn nun die Verpächter angesichts des ungezügelten Baubooms Lust auf höhere Erträge bekommen und den verpachteten Acker als Bauland vermarkten oder an Investoren für die Errichtung von Windrädern verpachten wollen, ist das marktwirtschaftlich verständlich. Ist das aber auch das Gemeinwohl fördernd?

Erst zerstört der Bauboom die wirtschaftliche Grundlage der auf eigenem Acker wirtschaftenden Bauern. Mit der "letzten Fruchtfolge" haben sich diese dann noch erfolgreich vom Markt verabschieden können. Das sei ihnen gegönnt.

Für die verbliebenen Bauern, die immerhin die ortsnahe Versorgung des Ballungsraums sicherstellen, wird es aber ebenfalls eng, wenn nun auch immer mehr die weit verstreuten Restflächen angeknabbert werden. Ist unserer wirtschaftlich orientierten Gesellschaft eigentlich jegliches Verständnis für unser aller Lebensgrundlage abhanden gekommen?

Langenfeld, den 3. Dezember 2012


Fortsetzung unter "Regionalplanung"


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