Stadtwerke Langenfeld

Glasfasernetz - warum eigentlich und wie finanziert?

Ich habe mich bereits verschiedentlich mit der Geschäftspolitik der Stadtwerke Langenfeld beschäftigt:

Zuletzt noch am 19.08.2015 habe ich gefragt, wie denn die Aktivitäten der Stadtwerke finanziert werden. Darauf habe ich bisher keine Antwort erhalten.

Heute erscheint nun in der Rheinischen Post ein neuer Artikel zu dem Thema: "Stadtwerke fordern Kabel-Riesen heraus". Danach sind es jetzt schon knappe 33 Millionen Euro, die verbuddelt werden. Wie die Stadtwerke auf die Prognose kommen, dass sich das alles rechnet, verstehe ich nicht.

Wenn in dem Artikel der Unternehmenssprecher von Unitymedia, Olaf Winter, wie folgt zitiert wird

"Einen mit öffentlichen Geldern bezuschussten Überbau bestehender leistungsfähiger Netze sehen wir allerdings kritisch, weil auf diesem Weg privatwirtschaftliche Investitionen mit Steuergeldern entwertet werden."

trifft das auch den Kern meiner Frage. Wie können die Stadtwerke so viel Geld in die Hand nehmen? Sind das Eigenmittel, angespart aus überhöhten Gas- und Wasserpreisen? Zwar sind auch Kredite heute preisgünstig zu erhalten, ganz sicher aber mit Sonderkonditionen der Sparkasse! - Zu Lasten der Sparer?

Die angebotenen Tarife schwanken je nach Leistungsumfang zwischen 29,90 und 49,90 Euro. Das sieht für den potentiellen Kunden ganz günstig aus. Decken Sie aber auch die Investitionskosten? Rechnet man mit dem teuersten Angebot, ergibt sich daraus bei der in dem Zeitungsbericht genannten Kundenzahl eine Jahreseinnahme von etwas mehr als 500.000 Euro; das entspricht einer Verzinsung der Investitionskosten mit etwa 1,6 %. Dieses Ergebnis mindert sich rasant, wenn noch die Personal- und Betriebskosten in die Rechnung einbezogen werden und eben nicht alle Kunden zu dem teuersten Angebot greifen.

Aus meiner Sicht wird hier mal wieder aus Gründen kommunalen Prestigedenkens ein Projekt durchgezogen, für das die Bürger der Stadt auf sehr subtile Art zur Kasse gebeten werden, damit wenige einen vermeintlichen Vorteil haben. Alle ehrlichen Vergleiche zeigen, dass die Angebote der Multimediawelt sehr genau betrachtet werden müssen. Sie entpuppen sich schnell als Locktarife, die auf Dauer nicht gehalten werden. Dass die Stadt da mitmischen will, halte ich für unvertretbar.

26.08.2015

12.11.2015 Rheinische Post: "Stadtwerke leihen sich Geld bei Bürgern"

Ist das jetzt die Antwort auf meine oben gestellte Frage nach der Finanzierung des Netzes?

14.11.2015 Rheinische Post: "Viele gucken bei Bürgeranleihe in die Röhre"


Gaspreis in Langenfeld "stabil"

Schon mehrfach habe ich hier die Frage gestellt, ob etwa das Glasfasernetz von den Gaskunden finanziert werde. Aus meiner Sicht ist ein Gegenbeweis bisher nicht geliefert worden. Wenn zudem die Rheinische Post heute berichtet, dass Gas in Monheim deutlich günstiger werde, muss das weiter nachdenklich machen.

Zwar behauptet der Geschäftsführer der Stadtwerke Langenfeld, dass sie bereits in den "letzten Jahren gut verhandelt und knapp kalkuliert" hätten und deshalb die Preise stabil seien, ein Blick in das Vergleichsportal Verivox zeigt aber, dass - je nach Einstellung - bis zu 43 von 48 Anbietern Gas günstiger anbieten, als die hiesigen Stadtwerke.

Bei aller Unvollkommenheit von Vergleichsportalen, so ist doch zu folgern, dass die Preiskalkulationen viel Spiel bieten. Wenn in dem Geschäftsbericht 2014 die Ergebnisse der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in den Jahren 2014 und 2013 mit jeweils mehr als 18% der Umsatzerlöse ausgewiesen werden und die Gewinnabführungen dieser Jahre nach Steuern immer noch 1,952 bzw. 2,451 Mio € betragen, kann doch von "knapper Kalkulation" nicht mehr die Rede sein.

Unter der Überschrift Auch das noch! hatte ich bereits an meine Erfahrungen aus dem alten Werksausschuss erinnert. Zwischen Kalkulation und Abschlussbericht liegen offensichtlich noch immer Welten. Wer in der Politik findet da endlich den Mut, diese Welten im Interesse der Bürger zusammenzubringen? Mir scheint aber, dass daran jedenfalls die Mehrheit im Rat kein Interesse hat. Schon damals fühlte ich mich mit meinen Fragen ziemlich allein gelassen.

18.11.2015


Mangelnde Transparenz

Inzwischen bin ich verschiedentlich auf die dubiosen Abläufe rund um die Zuteilung der "Bürgeranleihe" angesprochen worden. Deshalb weise ich hier gerne noch einmal auf eine Diskussion hin, die bereits vor Jahren geführt worden ist.

Damals saß ich noch für die FDP als Sachkundiger Bürger im Bau- und Verkehrsausschuss und musste bei den Beratungen über die Parkgebühren feststellen, dass darüber nicht in diesem Ausschuss, sondern im stillen Kämmerlein der Stadtentwicklungsgesellschaft entschieden wurde. Daran habe ich auf dieser Seite bereits erinnert. Es wird Zeit, dass der damals von mir initiierte Antrag der FDP vom 18. Dezember 2006 wieder auf den Tisch kommt, um mehr Transparenz in das städtische Geschehen zu bringen.

21.12.2015


Gaspreise machen Schlagzeile

Heute machen die Medien eine Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion zum großen Thema. So titelt die Rheinische Post:

"Verbraucher sollen 1,3 Milliarden zuviel für Gas gezahlt haben"

Auch ich hatte schon vor zwei Jahren auf entsprechende Berichte verwiesen Es ist schon beachtenswert, wie hartnäckig die Versorgungsunternehmen derartige Kritik ignorieren.

Wenn ein Sprecher des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nun auch noch argumentiert, sinkenden Einkaufspreisen stünden steigende Netzentgelte gegenüber, so ist das geradezu lächerlich, denn diese Entgelte müssen dann ja bei den Versorgern ankommen, die weniger eigenes Gas an eigene Kunden liefern, sondern fremdes Gas durchleiten. Diese Gebühren senken also die Kosten dieser Versorger, die aufgrund des Preiskampfes Umsatzverluste hinnehmen müssen. Denn die Kosten für ihr Netz zahlen nun vermehrt die Durchleiter; das sollte doch den verbliebenen Kunden zu Gute kommen! Wo bleibt also dieses Geld und die gestiegene Gewinnspanne? - In Langenfeld im Glasfasernetz verbuddelt?

Hier geht es direkt zu der zitierten Studie.

28.12.2015


Immer wieder Berichte über neue Geschäftsfelder

09.01.2016 Rheinische Post: "Stadtwerke bauen auf Eisspeicher und Kabel"

Und nie wird in diesen Berichten die Frage nach der Finanzierung der dafür erforderlichen Investitionen thematisiert! Vergleichen Sie hierzu doch einfach noch einmal die von mir am 18.11.2015 recherchierten Zahlen! Da ist doch wohl Luft genug, endlich einmal die Gaspreise zu senken.


16.08.2016 - Rheinische Post: "Stadtwerke Langenfeld senken Erdgas-Tarif"

Zitat aus dem Bericht: "Die Preissenkung soll zum 1. Oktober greifen und beträgt im günstigsten Tarifmodell beim Arbeitspreis 0,83 Cent brutto (0,70 netto) pro Kilowattstunde. Dies entspricht einer Senkung des Arbeitspreises um 13,6 Prozent."

Na endlich!


06.12.2016 - Rheinische Post:
"Am Reusrather Platz geht es jetzt gratis ins Internet"

Zitat aus dem Bericht:
"Und bei großen Festen in der City mit viel Publikum solle das Gratis-Internet etwa für das Versenden von Fotos funktionieren."

So wird nur Anspruchsdenken gezüchtet - aber keiner denkt darüber nach, wer das am Ende bezahlt!

Siehe auch: Kosten des Internets - Das Übel der Flatrates


Städtische Hinterzimmerpolitik gescheitert?

11.10.2019 - Rheinische Post: "Bürgermeister feuert Stadtwerke-Chef"

Zitat aus dem Bericht:

"Es sickerte durch, dass es in der jüngsten Gesellschafter-versammlung hinter geschlossenen Türen laut zugegangen sein soll. Dem Vernehmen nach soll es um Investitionen der Stadtwerke und deren Finanzierung gegangen sein; insbesondere beim flächen-deckenden Ausbau des Glasfasernetzes in Langenfeld. Nach unbestätigten Informationen soll der Bürgermeister beanstandet haben, dass Kerl seine Vorhaben ihm gegenüber nicht oder nur unzureichend kommuniziert hätte. Schneider soll ihm Alleingänge und Vertrauensbruch vorgeworfen haben."

Es ist hier nicht der Ort und der Zeitpunkt über den Vorgang wild zu spekulieren. Trotzdem kann ich es mir nicht verkneifen, auf meine bereits oben angebrachte Kritik am Glasfasernetz zu verweisen.

Auch habe ich erst vor wenigen Tagen an die Problematik mangelnder Transparenz kommunaler Selbstverwaltung erinnert, wenn die Aktivitäten in immer neue Gesellschaften verlagert werden und damit die Diskussionen nach Gesellschaftsrecht nicht mehr öffentlich begleitet werden können. Dazu habe ich dann an den von mir initiierten Antrag der FDP-Fraktion vom 18. Dezember 2006 erinnert.

Ob angesichts dieser komplexen Sach- und Rechtslage jemals Licht in das Dunkel dieser überraschenden Kündigung gebracht werden kann, erscheint mir zweifelhaft. Entscheidend wird aber sein, ob daraus endlich die notwendigen Konsequenzen für mehr Transparenz gezogen werden; sprich, weniger Verschiebung in städtische Gesellschaften. Da lob ich mir doch den alten Werksausschuss der Stadtwerke, der öffentlich tagte und über dessen Beratungen öffentlich diskutiert werden konnte.


17.10.2019 - Rheinische Post: "Kreditanfrage leitet Rauswurf ein"

Zitat aus dem Bericht:

"Dem Vernehmen nach ging es um einen kurzfristigen Überbrückungskredit für den Glasfaser-Ausbau. Schneider soll darüber erbost gewesen sein, dass Kerl an ihm vorbei hierzu eine Anfrage an die Stadt-Sparkasse gerichtet haben soll."

Wie groß ist da wohl die Finanzierungslücke? Wird man das je erfahren? Aber ab 1. September 2019 sind ja schon mal die Gaspreise erhöht worden!

Ist das jetzt Polemik, oder bewahrheiten sich meine früheren Befürchtungen?


Werbeaktion für das Glasfasernetz der Stadtwerke

01.06.2023 - Rheinische Post: "Glasfaserausbau geht in zweite Runde"

Zitate aus dem Bericht:

"Nach dem ruckelnden Start in Wiescheid soll nun der Ausbau des schnellen Netzes in Immigrath und Reusrath fortgesetzt werden. Die Akquise läuft."

"Doch so entschlossen wie (...) stehen dem Ausbau nicht alle Bürger gegenüber. Das weiß auch Stefan Figge, seit Ende 2020 Chef der Stadtwerke Langenfeld sowie das Verbandswasserwerk Monheim-Langenfeld."

Die Begeisterung für die von den Stadtwerken angebotene neue Technik hält sich eben in Grenzen. Und wenn ein Werber der Stadtwerke zwar gut mit Schlagworten gefüttert war, aber nicht bereit war, auf meine Gegenargumente einzugehen, machte das auch keinen guten Eindruck.

Der von ihm angeführte Vergleich der Stabilität von Internetverbindungen im Glasfasernetz mit dem klassischen Telefonkabel ist zwar technisch nachzuvollziehen. Die Überlastung der Netze hat aber mehr noch einen anderen signifikanten Grund. Sie entsteht nicht durch die professionelle Nutzung für Homeoffice pp. Die Belastung kommt im Wesentlichen von den hohen Übertragungsraten für das Streamen von Filmen in HD- und Super-HD-Qualität. Dazu dieses aufschlussreiche Zitat aus dem Bericht:

"Die parallele Nutzung von mehreren Endgeräten in einem Haushalt sei mit Glasfaser aufgrund des größeren Volumens möglich. Zeitgleiches Streamen von Filmen und Serien sei dann kein Problem, selbst wenn Bilder immer hochauflösender würden und mehr Daten transportiert werden müssten."

Wenn für diesen Unsinn der Unterhaltungsbranche entsprechende Gebühren erhoben würden, wären die Netze nicht überlastet. Auf meine früheren Ausführungen zu den Folgen der Streaming-Dienste sei der Vollständigkeit wegen verwiesen.

Es gibt verdammt viele Baustellen in unserem Land, um den Klimawandel zu bändigen. Da ist es aus meiner Sicht nicht notwendig, die Unterhaltungsbranche mit städtischen Investitionen zu unterstützen.

Die Stadtwerke sollten sich lieber darauf konzentrieren, Ihren Kundendienst zu verbessern. Sie sind noch nicht einmal in der Lage, alle Kontakte mit dem Kunden unter einer einzigen Kundennummer zu bündeln. Da wir zwei Verbrauchsstellen haben, sind uns kürzlich unter beiden Anschriften die aktuellen Werbesendungen zugestellt worden. Und die Abbuchungen für die diversen Abschläge für Gas, Wasser und Abwasser verdoppeln sich entsprechend, statt sie intern in einem Kundenkonto zu bündeln und in einer Summe abzubuchen. Stecken da die Stadtwerke und die Sparkasse unter einer Decke, um Kontogebühren zu generieren? Zum Glück habe ich mein Konto bei einer anderen Bank mit einem Tarif, der nicht für jede Buchung einzeln eine Gebühr erhebt.

PS: Wenn Sie meinen diversen Links folgen, stoßen Sie auch auf diesen älteren Artikel der RP: Wir streamen uns zu Tode. Dort finden Sie dann diese Grafik:

Da dürfte sich an den Relationen nicht viel in Richtung sinnvoller Nutzung des Internets verändert haben!

Im übrigen zeigt sich auch bei diesem Thema, wie widersprüchlich die gesamte Klimapolitik ist. Allein mit Verzicht könnte man doch schon viel gegen den Klimawandel erreichen. Aber Verzicht müssen viele Menschen erst wieder lernen nach Jahrzehnten des ständigen Wachstums.


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