Digitalisierung

Alle Folgen bedacht?

Seit Bildung der neuen Bundesregierung ist das Thema Digitalisierung allgegenwärtig. Auf Beispiele verzichte ich hier. Mir geht es jetzt darum, an die Zusammenhänge zu erinnern, die in der Berichterstattung keinen Raum finden.

Bereits unter der Überschrift Kosten des Internets - Das Übel der Flatrates habe ich die Frage thematisiert, warum die Anbieter von Daten sich stärker an den Kosten für den Ausbau und Betrieb des Netzes beteiligen sollten. Dazu habe ich die hohen Raten im Datenverkehr verglichen mit der Verlagerung der Lagerhaltung auf die Straße. Bitte lesen Sie dort weiter!

Mit der Digitalisierung wird sich auch die Arbeitswelt ändern. Dazu liest man zwar viel von Qualifizierungsinitiativen. Es wird aber immer Verlierer geben, die den gestiegenen Anforderungen nicht standhalten können. Und es wird auch weiterhin - angesichts der Alterung unserer Gesellschaft sogar in zunehmendem Maße - Arbeitsplätze geben, die einen hohen persönlichen Einsatz von Menschen erfordern, für den es keinen digitalen Ersatz geben kann.

Schon die Industriealisierung und Automation der vergangenen Jahrzehnte hat zu einem Ungleichgewicht in der Belastung von Kapital und Arbeit mit Abgaben geführt. Das wird sich mit zunehmender Digitalisierung noch verschärfen. Deshalb ist es auch hier noch einmal angebracht, an meine Mahnung zu erinnern, endlich durch eine Wertschöpfungsabgabe die Erfolge der Industrie zur stärkeren Finanzierung unserer Sozialsysteme heranzuziehen und die verbleibende menschliche Arbeit von den zunehmenden Beitragslasten zu verschonen.

24.04.2018


15.11.2018 - Rheinische Post:
"Bund will drei Milliarden für Künstliche Intelligenz bereitstellen"

Zitat aus dem Bericht:

"Skepsis spielt bei der ersten von der Bundesregierung entwickelten Strategie zum Thema Künstliche Intelligenz zwar auch eine Rolle, wenn die Forderung aufgestellt wird, dass „die Technologie der Gesellschaft und dem Menschen dient“. Es überwiegen aber klar die optimistischen Töne."

Natürlich darf Deutschland nicht den Anschluss an die technische Entwicklung verschlafen. Darum ist es gut, diese zu fördern.

Ich möchte diesen Bericht aber noch einmal zum Anlass nehmen, an meine vorstehende Mahnung zu erinnern, nicht diejenigen Berufe aus dem Blick zu verlieren, von denen wir noch immer einen hohen persönlichen Einsatz an Zeit und Kraft im Einsatz für den Menschen erwarten. Sonst schreitet die Zweiteilung der Arbeitswelt weiter fort. Gerade in den letzten Tagen waren einige Berichte in den Rundfunk- und Fernsehprogrammen zu verfolgen, in denen Bürger über ungerechte Bezahlung klagten.


Digitalisierungsgewinn - für wen?

01.05.2019 - Rheinische Post: "Ein Plädoyer für die 30-Stunden-Woche"

Zitat aus dem Bericht:

"Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland arbeitet in einem Beruf, den Roboter heute schon weitgehend überflüssig machen können, weil mindestens 70 Prozent der Tätigkeiten genauso gut von einer Maschine erledigt werden können."

Der Kommentator sieht folgende Lösung der entstehenden Probleme:

"Ein vielversprechender Ansatz ist dabei die 30-Stunden-Woche. Sie könnte dazu beitragen, knapper werdende Arbeit auf mehr Köpfe zu verteilen. Dass die Produktivität dadurch nicht sinkt, sondern eher steigt, belegen Studien."

Für mich ist ein solcher Ansatz lediglich eine Erfolgsausschüttung an wenige Nutznießer. Vergessen werden einfach diejenigen Berufe, die schon heute unter erheblichem Personalmangel leiden, weil sie Schwerstarbeit darstellen und Automation kaum möglich ist. Da denke ich mal wieder an die vielen pflegerischen Berufe von der Kinder- bis zur Kranken- und Altenbetreuung.

Folgen Sie deshalb bitte meinen Gedanken eingangs dieser Seite und dem Link zu meinem Vorschlag zur Einführung einer Wertschöpfungsabgabe. Dieser Vorschlag basiert auf der Erkenntnis, dass der Automatisierungsgewinn in eine Dividende für alle umgesetzt werden muss. Der Fortschrittsgewinn darf sich nicht auf wenige priviligierte Nutznießer im richtigen Beruf verteilen; der Vorteil der Automatisierung muss für alle ein Gewinn sein.


Die Folgen der Streaming-Dienste

12.11.2019 - Tagesschau.de: "Disney+ drängt auf den Streamingmarkt"

Zitate aus dem Bericht:

"Für die Umwelt ist der Streaming-Trend allerdings immer mehr ein Problem."

"Nicht nur viel Zeit wird beim Komaglotzen vergeudet, auch der Energieverbrauch ist horrend."

"Streaming allein soll für rund 60 Prozent des globalen Datenverkehrs verantwortlich sein. Mehr als 300 Millionen Tonnen Treibhausgase wurden dadurch 2018 in die Atmosphäre gepustet. Zum Vergleich: Deutschland kommt für das Jahr 2018 laut Umweltbundesamt auf insgesamt 907 Millionen Tonnen. Für klimabewusste Streaming-Abonnenten könnte das bedeuten: Nur noch das glotzen, was unbedingt sein muss, Qualität vor Quantität - oder lieber gleich zum Buch greifen."

Da verweise ich doch einfach mal auf meine Ausführungen zu den Kosten des Internets. Schon vor über vier Jahren habe ich kritisiert, dass die Kosten des Internets nicht sachgerecht an die Kunden weitergegeben werden. Damals waren die Klimafolgen noch nicht in den Mittelpunkt gerückt. Jetzt sollte die Politik ernst machen und nicht nur über die Bepreisung von der CO2-Belastung beim Verkehr und der Heizung reden, sondern auch alle anderen Energie-verbraucher in den Blick nehmen. Das wird national zwar schwierig, aber global sind alle Staaten dazu aufgerufen, beim Klimaschutz zusammen zu arbeiten.


Internet und Mobilfunk

19.11.2019 - Rheinische Post: "Noch viele Funklöcher in NRW"

Zitate aus dem Bericht:

"Diese älteren Mobilfunk-Standards ermöglichen meist keine flüssige Nutzung datenintensiver Anwendungen der Wirtschaft oder privater Nutzer, wie etwa Musik-Streaming."

"Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) wiesen darauf hin, dass der Staat einspringen müsse, um Funklöcher in ländlichen Gebieten zu stopfen, die die Telekommunikationsfirmen aus Kostengründen wegen fehlender Rentabilität nicht abdecken wollten."

Zu dem Problem der Streamingdienste habe ich mich vorstehend geäußert.

Wenn jetzt die Netze verstopft sind oder Lücken aufweisen, ist das noch längst kein Grund, dass der Staat Abhilfe schafft. Wer hat denn die alte Post zerschlagen und die drei Sparten privatisiert? Es war die Politik, die sich davon Entlastung versprach. Da darf man sich doch jetzt nicht beklagen, wenn die angebotene Leistung nunmehr nach marktwirtschaftlichen Mechanismen vorrangig dort angeboten wird, wo der höchste Ertrag zu erzielen ist.

In dieser hoch technisierten Branche wird viel Geld verdient. Da muss der Staat nicht noch einspringen. Besser wäre es, meine Vorstellungen zur Verteilung einer Wertschöpfungsdividende aufzugreifen.


Bitte lesen Sie auch weiter unter:
Klimawandel - Die Folgen der Digitalisierung


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