Tempolimit auf Autobahnen

Union lehnt Expertenvorschlag ab

Seit gestern geistert der Vorschlag für ein Tempolimit auf Autobahnen sowie einer Spritpreiserhöhung durch die elektronischen Medien. Unter der Überschrift "Tempolimits auf Autobahnen nicht zielführend" berichtet nun auch die Rheinische Post darüber.

Interessant sind dazu die vielfältigen Kommentare. Deshalb will ich mich auf diese Hinweise beschränken:

  • Bereits unter Benzinpreise - ein Dauerthema habe ich vorgerechnet, dass die Spritpreise - gemessen an der allgemeinen Lohnentwicklung - viel zu niedrig sind.
  • Schon lange liegt die Fachbroschüre "Umweltschädliche Subventionen in Deutschland" auf dem Tisch. Daraus geht hervor, wie ungleich die Belastung der Autofahrer ist; mehr dazu unter Umweltschädliche Subventionen.
  • Jedes Auto ist heute mit einem Bordcomputer ausgestattet, mit dessen Hilfe sich der Benzinverbrauch während der Fahrt kontrollieren lässt. Sobald man etwas "agressiver" fährt, steigt der Verbrauch rasant.
  • Wenn sich der Verkehr auf der Autobahn mit etwa gleichem Tempo bewegt, können alle viel entspannter fahren; ständiges Beschleunigen und Bremsen stresst.
  • Auch den Hinweis auf die Regelungen im Ausland will ich gerne unterstützen. Was sich dort bewährt hat, sollte uns nicht schaden.

Ich befürchte aber, dass sich in unserem Autofahrerland mal wieder die Lobby der Automobilindustrie zum Schaden von Mensch und Umwelt durchsetzen wird. Der Kommentar in der Rheinischen Post "Eine Provokation für Autofahrer" macht das überdeutlich. Wer sich gegen das "geheiligte Blechle" stellt, wird zum Sonderling abgestempelt.

Da wünsche ich mir, dass die Aktion "Fridays For Future" von Schülern und jungen Leuten mehr Beachtung findet. Gestern war dazu ein Bericht in den Nachrichten zu sehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

19.01.2019


20.01.2019 - Rheinische Post: "Autos werden als Mordgerät missbraucht"

Ein beeindruckendes Interview mit dem ehemaligen „Titanic“-Chefredakteur und Buchautor Thomas Gsella, der 2015 zwei Familienmitglieder durch einen tödlichen Unfall verloren hat.

Zitat aus dem Interview:

"Der Raser, der meiner Schwester aufgefahren ist, hatte 180 oder 190 km/h drauf. Wenn der stattdessen mit 120 unterwegs gewesen wäre, würden meine Verwandten auf jeden Fall noch leben."

Muss man da noch lange über ein Tempolimit diskutieren? Die Leserzuschriften zeigen aber leider, dass noch immer viele Bürger das Auto mit Freiheit zum Rasen verwechseln!


21.01.2019 - Süddeutsche Zeitung: "Mal langsam"

Ein Bericht, der durch seine Ausgewogenheit besticht!


28.01.2019 - Tagesschau.de: "Bundesregierung lehnt Tempolimit ab"

Zitat aus dem Bericht:

"Umwelt- und Verkehrsministerium sind sich einig: Für den Klimaschutz bringe ein Tempolimit wenig."

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "GEO" (Februar; Seite 99) ist der Bericht über eine chinesische Studie nachzulesen, nach der Luftverschmutzung nicht nur krank, sondern auch dumm mache. So muss es sein. Offensichtlich ist unsere Bundesregierung von der Berliner Großstadtluft schon ganz benebelt; sonst würde sie nicht so bescheuerte Ansichten von sich geben.


Bitte lesen Sie auch weiter unter:
Streit um Abgas-Grenzwerte


30.01.2019 - Rheinische Post:
"In NRW darf man auf 2700 Autobahn-Kilometern rasen"

Zitat aus dem Bericht:

"Zahlen mit Stand April 2018 hat das Landesverkehrsministerium für Nordrhein-Westfalen auf Anfrage unserer Redaktion bereitgestellt. Demnach gibt es auf rund 2732 Kilometern der 4440 Autobahn-Kilometer in NRW keine Geschwindigkeitsbegrenzungen – das sind rund 61 Prozent, also weniger als im Bundesdurchschnitt. Was allerdings ob der dichten Besiedlung in weiten Teile des Landes kaum verwunderlich ist."

Dem Bericht ist eine interaktive Karte beigefügt, auf der die diversen Tempolimits abschnittsweise dargestellt sind!


Neue Runde

Jetzt hat die SPD den Vorschlag zur Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen wiederbelebt. Das hat die Rheinische Post heute hervorragend kommentiert.

27.12.2019 - Rheinische Post:
"Ein Tempolimit schützt die Freiheit der anderen"

Fazit des Kommentars:

" 'Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt' – dieses Zitat des Philosophen Immanuel Kant wird auch von Liberalen gern zitiert. Wer einmal einen Drängler auf der Autobahn hinter sich hatte, weiß, wovon die Rede ist."

Es ist erfreulich, dass auch die Rheinische Post innerhalb eines Jahres dazugelernt hat; der Kommentar anfangs des Jahres "Eine Provokation für Autofahrer" passt einfach nicht mehr in die Landschaft. Die Leserzuschriften zum heutigen Kommentar machen aber deutlich, dass noch viel Überzeugungsarbeit erforderlich ist, bis das Autoland Deutschland ein gesünderes Verhältnis zum Individualverkehr gelernt hat und umsetzt.

An meinen eingangs dieser Seite gemachten Anmerkungen halte ich fest.

24.01.2020 - Tagesschau.de:
" ADAC will neutral sein - Die Anti-Tempolimit-Front bekommt Risse "

Zitat aus dem Bericht:

"Weil die Mitglieder in Befürworter und Gegner gespalten seien, positioniert sich der ADAC neutral zum Tempolimit auf Autobahnen, argumentiert weder pro noch contra. Das ist neu und baut eine Brücke für Verkehrsminister Andreas Scheuer, der jeden Vorstoß bislang reflexartig ablehnte."

Hoffen wir das Beste!


28.02.2020 - Neues Gutachten des Umweltbundesamtes

Jetzt hat das Umweltbundesamt ein Gutachten zum Klimaschutz durch Tempolimit vorgelegt.

Zitat aus der Zusammenfassung:

"Damit könnte die Einführung eines generellen Tempolimits auf Bundesautobahnen zur Erreichung des Klimaschutzzieles für den Verkehr im Jahr 2030, wie es im BundesKlimaschutzgesetz festgelegt ist, beitragen – und zwar bereits kurzfristig und ohne nennenswerte Mehrkosten. Gleichzeitig würden auch Lärm- und Schadstoffemissionen zurückgehen und die Verkehrssicherheit erhöht."

Bereits eingangs dieser Seite habe ich dargelegt, dass man sehr gut den Zusammenhang von seiner Fahrweise und die Folgen für den Verbrauch an Hand der Beobachtung seines Bordcomputers feststellen kann. So betrachtet sind die Feststellungen des Umweltbundesamtes keine wirkliche Neuheit.

Neu wäre es allerdings, wenn die Bundesregierung endlich auf die eigenen Fachleute hören würde. Nach meiner Beobachtung werden aber nur die Ideen gefördert, die irgendwelchen Freunden wirtschaftliche Vorteile versprechen. Den Bürger einfach nur zum Sprit sparen zu animieren, ist wohl zu einfach gedacht!


Tempolimit 130 wieder in der Diskussion

05.07.2021 - ZDF: "Laschet nennt Tempolimit 130 'unlogisch' "

Zitate aus dem Bericht:

"CDU-Chef Armin Laschet hat sich gegen ein Tempolimit von 130 zum Klimaschutz ausgesprochen. Man müsse Technologien verbessern, anstatt 'unsinnige Debatten' zu führen."

Was soll an der Diskussion um das Tempolimit eigentlich unsinnig sein? Ein Tempolimit würde dem Klimaschutz und der Gesundheit der Menschen dienen. Das hat doch jeder schon erlebt, dass Drängler den gesamten Verkehr auf der Autobahn gefährden - aber letztlich nichts gewinnen.

Wir müssen endlich etwas tun gegen den Klimawandel. Bereits unter der Überschrift Umweltverschmutzung - Wie wir aus Spaß unsere Lebens-grundlagen zerstören habe ich mich dagegen gewandt, das Vergnügen in den Mittelpunkt unseres Lebens zu stellen. Es ist doch klar, welche Störungen des Verkehrsflusses von denen ausgehen, die meinen, mehr genießen zu müssen als sie anderen gönnen. Drängler verpesten nicht nur die Umwelt durch den höheren CO2-Ausstoß, sie gefährden auch die Gesund der übrigen Verkehrs-teilnehmer. Dabei ist doch gerade jetzt Solidarität angesagt. Wenn aber ein Bewerber um das Kanzleramt glaubt, diesen unsolidarischen Verkehrs-teilnehmern nach dem Mund reden zu müssen, ist das eben "unsinnig"!

Siehe auch: Unwetter mit gewaltigen Schäden


18.08.2021 - Süddeutsche Zeitung: "Kriechen, rasen, kriechen"

Zitate aus dem Kommentar:

"Neuerdings fordert auch die SPD ein Tempolimit. Was daraus nach der Wahl wohl wird?"

"Unangepasste Geschwindigkeit, warnt [ die Bundesregierung ], sei bei Unfällen mit Todesfolge Unfallursache Nummer eins. Daraus endlich Konsequenzen ziehen? Das traut sich seit Jahrzehnten keine Bundesregierung."

"Hasenfüßig bewahrt die Politik auf diese Weise ein Relikt der alten PS-Republik. Doch die Zeiten ändern sich. Elektroautos eignen sich kaum für Rennen auf Autobahnen. Wer die Reichweiten ausreizen will, fährt besser langsam."

Eine Hoffnung schöpfende Argumentationskette!


Übrigens, wer langsamer fährt,
spart Sprit und Geld und mindert den CO2-Ausstoß!
Die einfachste Art, das Klima zu schützen!


Doch noch Chance für Tempolimit?

10.03.2022 - RP-online:
"Greenpeace schlägt Tempolimit für Dauer des Ukraine-Kriegs vor"

Zitate aus dem Bericht:

"Die Umweltorganisation Greenpeace hat kurzfristig wirkende Maßnahmen vorgeschlagen, um Deutschlands Ölverbrauch zu senken - und damit die Importabhängigkeit von russischem Öl. Dazu zählt die Einführung eines temporären, auf die Dauer des Konflikts bezogenen Tempolimits von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h in Städten."

Auch wenn die Rechnung über die Höhe der möglichen Reduktion von Erdöl aus Russland angezweifelt wird, fest steht aber doch, dass geringere Geschwindigkeiten den Kraftstoffverbrauch eindeutig minimieren. Ich habe hier mehrfach dargelegt, dass das eben schon ein ureigenes Interesses jedes einzelnen Fahrerzeughalters sein sollte.

Ich will wegen der jetzt rapide gestiegenen Energiepreise nicht schadenfroh sein; aber mein Dreisatz zum Benzinpreis machte doch schon lange deutlich, dass mit einer Preisanpassung das Ende der Energiesicherheit schon lange hätte ins Bewusstsein gerückt werden müssen.


Nachdenklichkeit in der Automobilwirtschaft

26.10.2022 - Süddeutsche Zeitung: "Audi-Chef befürwortet autofreie Tage"

Zitate aus dem Bericht:

"'Ich sehe schon auf der Autobahn, dass den Leuten das Geld knapp wird', sagt der Audi-Chef. Im Land des unbegrenzten Rasens fahren nun viele rechts mit 100 km/h. Allerdings glaube er nicht, dass Geld 'als einziger Regler' reiche in dieser außergewöhnlichen Situation: 'Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert.'"

"Ein Tempolimit könnte dabei ein hilfreiches Symbol sein, glaubt der Automanager, aber er sehe noch Wirksameres: 'Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er-Jahren.'"

Gut, dass da mal ein Manager der Automobilbranche an die Ölkrise und die autofreien Sonntage im Jahr 1973 erinnert. Mir geht das schon lange durch den Kopf. Die Erinnerung an diese Zeit macht deutlich, wie schwer es den Menschen fällt, aus Krisen zu lernen. Hätten wir damals die Zeichen der Zeit ernst genommen und schon damals eine Wende in der Energieversorgung in die Wege geleitet, stünden wir heute völlig anders da. Die fossilen Energieträger könnten von Putin nicht als Waffe in einem Wirtschaftskrieg eingesetzt werden.

Die fossilen Brennstroffe jetzt vorwiegend in Ländern zu kaufen, die ebenfalls von Autokraten geführt werden, schafft neue Probleme. Um Abhängigkeiten zu vermeiden, müssen wir in der Tat überlegen, unser Leben zu ändern. Gut, dass das nun auch mal aus dem Munde eines Industriemangers kommt.

PS: Jetzt auch Bericht auf Tagesschau.de


Neue Chance für ein Tempolimit?

20.01.2023 - Rheinische Post:
"Tempolimit – spart es doch mehr Emissionen als bisher gedacht?"

Zitate aus dem Bericht:

"Das ist eine kleine Sensation: Ein Tempolimit auf Autobahnen und Landstraßen würde mehr als fünf Prozent an CO2-Emissionen einsparen, sagt die neue UBA-Studie. Doch bei der Berechnung gibt es einige Fallstricke."

Die Forscher vom Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleit-technik der Universität Stuttgart gingen "davon aus, dass Autofahrer bei einem Tempolimit auf Autobahnen eher kürzere und direkte Strecken wählten, weil der Vorteil Schnelligkeit an Bedeutung verliere."

Ich halte den Denkansatz der neuen Studie für berechtigt. Im übrigen bleibe ich dabei, dass das Tempolimit auf alle Fälle ein deutliches Zeichen der Politik wäre, die notwendige Wende ernst zu nehmen. Es ist doch erwiesen, dass eine gemäßigte Fahrweise in jedem Fall den Spritverbraucht senkt. - Also auch den CO2-Ausstoß! Und der Fahrer spart noch Geld.


Bei der Nachrichtenlektüre gefunden:

"Es ist übrigens nicht so, wie es oft heißt, dass Deutschland das einzige Land auf dem Globus ohne Tempolimit sei. Nein, die Bundesrepublik befindet sich damit in wirklich interessanter Gesellschaft. Eine offizielle Geschwindigkeitsbeschränkung gibt es unter anderem nicht in Nordkorea, Somalia, Haiti und Afghanistan. Allerdings haben diese Staaten entweder keine Autobahnen oder keine staatliche Autoritäten, die Verkehrsgesetze durchsetzen könnten; oder der Zustand der Straßen sorgt von selbst dafür, dass Autofahrten eine sehr langwierige und holperige Tortur werden können."

"Vollgas auf der Autobahn, das ist das deutsche Gegenstück zur fixen Idee vieler Amerikaner, jeder freie Mann dürfe bewaffnet wie Sheriff Wyatt Earp in den Saloon gehen."

Quelle: Süddeutsche Zeitung: "Die große Raserei"

12.02.2023

"Weniger Unfälle, niedrigere Kosten für den Straßenbau: Eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen hätte laut einer Studie von Ökonomen erhebliche Vorteile für Deutschland."

"Die Forscher haben die Kosten eines Tempolimits, etwa durch längere Reisezeiten, möglichen Vorteilen gegenübergestellt, etwa durch vermiedene Unfälle, Spriteinsparungen und niedrigere CO2-Emissionen. Mindestens 950 Millionen Euro pro Jahr würde die Einführung eines Tempolimits von 130 km/h auf Autobahnen demnach an Wohlstandsgewinnen bringen."

Quelle: Süddeutsche Zeitung:
"Tempolimit würde rund eine Milliarde Euro einsparen"

Jetzt auch: Tagesschau.de: "Tempolimit könnte der Wirtschaft nutzen"

21.04.2023


So einfach geht Tempolimit:
Klimaaktivisten bauen Verkehrsschilder ab


Blick über die Grenze

15.09.2023 - Süddeutsche Zeitung: "Österreich - Heiße Luft"

Zitate aus dem Bericht:

"Die Schadstoffbelastung ist so niedrig wie lange nicht mehr in Österreich."

"Speziell entlang von hochrangigen Verkehrsadern wie Autobahnen und Schnellstraßen wurden die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide in Österreich vor wenigen Jahren noch häufig überschritten. Auf bestimmten Abschnitten wurde daher ein Umwelt-Tempolimit von 100 Kilometer pro Stunde gemäß dem Immissionsschutzgesetz Luft eingeführt."

"(...) Zeitverlust; die Fahrt dauert 48 statt 37 Minuten. Signifikanter ist gemäß Daten des Österreichischen Umweltbundesamts allerdings die Ersparnis beim Schadstoffausstoß. Demnach werden bei Tempo 100 im Schnitt 49,7 Prozent weniger Stickoxide und 34,2 Prozent weniger Feinstaub emittiert als bei Tempo 130."

Kleiner Zeitverlust für ein besseres Klima; das ist doch ein beachtliches Ergebnis!


Bitte lesen Sie auch:
Wieder eine Klatsche für die Bundesregierung


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