Vorrang: Mensch oder Kapital?
Umdenken erforderlich
Bereits unter der Überschrift Soziale Marktwirtschaft - Wert der Arbeit habe ich mich mit der Frage nach gerechter Entlohnung beschäftigt und ausgeführt, dass Geld an sich keinen eigenen Wert hat, sondern Geld nur eine Verrechnungs-einheit für Leistung ist.
Kürzlich habe ich eine Veröffentlichung des Bundesfinanzministeriums zum Anlass genommen, die darin beschriebene Steuerbelastung im internationalen Vergleich 2021 näher zu analysieren.
Und jetzt schrillt Kritik von überall her, wie mit den Gaspreisen umzugehen sei. Dazu ein Bericht der Rheinischen Post: "Diese Entlastungen für Bürger plant die Koalition"
Die Hilflosigkeit des Staates bei der Gestaltung von Finanzhilfen hatte ich auch schon beschrieben: Der ganze Wahnsinn der Hilfspakete
Nach dieser kurzen Einleitung muss man sich doch ehrlich fragen, was läuft da eigentlich schief? Da überfällt Putin die Ukraine und weil sich der von ihm gewünschte Erfolg nicht direkt einstellt, weitet er seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine nun zu einem weltweiten Wirtschaftskrieg aus, indem er uns den Gashahn abdreht. Meine zu Beginn des Krieges geäußerten Fragen verstärken sich immer mehr. Was ist wirklich wichtig, damit die Menschheit wieder in Frieden miteinander leben kann und die eigenen Lebensgrundlagen einer gesunden Umwelt gemeinschaftlich in den Blick nimmt?
Eine Antwort auf die uns in diesen Tagen bedrängende Klimakrise (vergl. Das Ende des konsumorientierten Wohlstands) wird wohl schon unter dem Druck der Energiekrise Vorrang erhalten. Sie sollte auch die Richtung weisen zu einem Ziel, das die Menschheit wieder in den Blick nehmen muss. Es kann nicht um die Freiheit grenzenlosen Konsums gehen. Entscheidend für den Fortbestand der Menschheit wird sein, Autokraten in ihre Schranken zu verweisen und alle Menschen als gleichwertige Partner in einem globalen Dorf zu betrachten.
Dieses Ziel erreichen wir nur, wenn nicht die Rentabilität des Kapitals im Vordergrund politischer Aktivitäten steht, sondern das Wohl der Menschen, gleich welcher Nation.
Die Bezahlung der menschlichen Arbeitskraft nach ihrer wirtschaftlichen Produktivität ist doch das Grundübel des "Tanzes um das Goldene Kalb". Hat nicht jeder Mensch das Recht, für den Einsatz seiner Fähigkeiten so entlohnt zu werden, dass er davon leben kann? Ein Leben, das nicht nur frei ist von Hunger und Not, sondern die Teilhabe an sozialen Standards gewährleistet.
Wir brauchen wieder eine neue Sicht auf den Wert menschlicher Arbeit und die Erkenntnis, das Geld allein nicht glücklich macht. Geld dient eben nur als Verrechnungseinheit für Waren und Dienstleisungen. Aber der Preis jeder Ware bestimmt sich auch nach dem Maß menschlicher Dienstleistung, sie zu fertigen. Und da liegt eben viel im Argen. Fast fashion zum Billigpreis ist Ausbeutung der Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben; sie füllt nur die Kassen der Konzerne.
Wenn jetzt eine "Übergewinnsteuer" diskutiert wird, ist das ein Ansatz, der aber viel zu kompliziert ist. Ich habe schon immer auf dieser Homepage dafür plädiert, die mit hohem Kapitaleinsatz erreichte Wertschöpfung abzugreifen. Das sollte die Politik endlich in den Blick nehmen.
17.08.2022