Landwirtschaft

Nutztierhaltung

Heute hat das Bundesverwaltungsgericht eine Entscheidung gefällt, die hoffen lässt. Unter der Überschrift "Welche Alternativen gibt es zum Kükentöten?" berichtet Tagesschau.de, dass das Töten männlicher Küken erlaubt bleibe, weil Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei noch nicht marktreif sei.

Die Pressemitteilung des Gerichts ist da schon genauer. Zitat:

"Zweck der Erzeugung sowohl der weiblichen als auch der männlichen Küken aus Zuchtlinien mit hoher Legeleistung ist allein die Aufzucht von Legehennen. Dem Leben eines männlichen Kükens wird damit jeder Eigenwert abgesprochen. Das ist nicht vereinbar mit dem Grundgedanken des Tierschutzgesetzes, für einen Ausgleich zwischen dem Tierschutz und menschlichen Nutzungsinteressen zu sorgen."

Noch am 30.05.2019 habe ich mich damit beschäftigt, dass Lebensmittel zu billig sind und deshalb keine Wertschätzung mehr erfahren. Wenn unsere Lebensmittel wie ein technisches Erzeugnis optimiert werden, obwohl ihr Ausgangsprodukt ein tierisches Lebewesen ist, zeugt das nur von einem großen Missverständnis.

Unter Gesunde Kreislaufwirtschaft habe ich auf mein Verständnis von Landwirtschaft verwiesen. Diese hat sich aber inzwischen unter dem Preisdruck der Discounter in eine Industrie verwandelt, die sich von ihrem Ursprung entfernt hat.

Natürlich hat der Mensch immer schon versucht, durch Auslese landwirt-schaftliche Erzeugnisse zu züchten. Aber man muss auch die Ergebnisse vollständig verwerten. Und da bringt es das Gericht schon auf den Punkt. Wenn man die Hälfte der "Produktion" von vorn herein zur Vernichtung plant, stimmt etwas nicht mehr.

Ich sehe das Urteil als Chance. Wenn der Tierschutz wirklich ernst genommen werden soll, kann die Lösung nicht im sortieren der Eier liegen. Es mag ja sein, dass sich die angebrüteten (!) männlichen Eier noch in der Herstellung von Fertigprodukten verarbeiten lassen. Aber bei den Mengen, um die es da geht, habe ich Zweifel, ob die vollständig zu verarbeiten sind. Da wird sicher immer noch mehr vernichtet als verbraucht werden.

Ehrlich wäre es, wieder zur guten alten Hühnerzucht zurückzukehren.

Die Hennen legen die Eier; die Hähnchen werden als Fleischlieferanten gemästet. Das hat früher schon prima funktioniert. Nachhaltige Tierzucht kennt und braucht keine Optimierung, wenn wir den Tierschutz ernst nehmen.

Und wenn es notwenig ist, nennen wir das eben "Bruderhahn-Initiative"! - Dem letzten Vorschlag in dem Bericht.

13.06.2019


Geflügelleben und Eierpreise

Am 02.03.2021 lief im WDR-Fernsehen die Sendung Quarks mit dem Titel "Glückliche Hühner: Was ist uns Tierwohl wirklich wert?"

An einem Teststand auf dem Bonner Marktplatz wurden Eier aus privater Hühnerhaltung zum Preis von 2,50 € / Stück angeboten!

Das hat mich veranlasst, folgende Rechnung aufzumachen:

In meiner Kindheit zahlte man für ein Ei in der Regel 20 Pfennig. Heute zahlt man rund 20 €-Cent. In dieser Zeitspanne von 70 Jahren haben sich die Durchschnitts-Löhne vervielfacht:

Jahres-Durchschnittslohn 1950 = 3.161 DM
Jahres-Durchschnittslohn 2020 = 40.551 €
Vervielfältiger = 12,83-fache
Angemessener Eierpreis heute somit 2,26 € / Stück

Quelle für den Lohnvergleich siehe: Benzinpreise - ein Dauerthema

Schauen Sie sich die Sendung ruhig einmal an. Vielleicht haben Sie dann mehr Verständnis für einen besseren Umgang mit unseren Mit-Geschöpfen.

04.03.2021


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