Streit um das Einfamilienhaus

In Ballungszentren kein Platz dafür

Seit einem Artikel im Spiegel "Traumhaus ade - Hamburgs Grüne verbieten Einfamilienhäuser" ist ein Streit um die Wohnungsbaupolitik entbrannt. Und die Rheinische Post berichtet jetzt: "Auch in Langenfeld und Monheim - Fürs Einfamilienhaus wird’s eng".

Zitat aus dem Bericht der Rheinischen Post:

"Diese Tendenz [ Innenstadtverdichtung und weniger Flächen-verbrauch ] begrüßt grundsätzlich auch Günter Herweg, der an der Spitze die Grünen-Fraktion in Langenfeld steht. Sowohl in anderen Parteien als auch in der Verwaltung habe ein Umdenken eingesetzt, sagt er. Dennoch geht ihm vieles offenbar nicht weit genug: 'Wir haben einen großen Bedarf an Wohnungen, auch an Sozial-wohnungen', betont Herweg. Auch er wolle den Bau von Einfamilien-häusern nicht regulieren, stellt aber klar: 'Wenn man Wohnungen braucht und die Fläche begrenzt ist, sind sie eben nicht das Mittel der Wahl.' "

Ich habe mich bereits mit dem Fehlen von Sozialwohnungen beschäftigt und am 20.06.2019 ausgeführt:

Es sind die Kommunen, die einen irrwitzigen Wettlauf um Gewerbe und Einwohner befeuern. Der Gesetzgeber ist aufgerufen, diesen Wettlauf zu unterbinden und eine Strategie zu entwickeln, die Arbeit zu den Menschen zu bringen. So kann man verhindern, dass die Menschen hinter der Arbeit herlaufen müssen.

[ Und dann keine Wohnung finden! ]

Diese Leitidee zieht sich durch viele Anmerkungen meiner Homepage.

Wenn jetzt mit der provokanten Diskussion um das Einfamilienhaus endllich der Flächenverbrauch in den Blick genommen wird, sind wir auf einem guten Weg. Dabei kann es aber nicht darum gehen, dem Menschen seine Träume und Entwicklungsmöglichkeiten zu nehmen.

Der Wunsch des Menschen, eine angemessene Arbeit zu finden, muss wieder in den Vordergrund gerückt werden. Und dazu ist es eben wichtig, Druck auf die Wirtschaft auszuüben, Arbeitsplätze dort anzubieten, wo Fläche vorhanden ist und die Menschen bereits ihren Vorstellungen gemäß wohnen. Vergleiche hierzu auch den Abschnitt über die Verödung ländlicher Regionen meiner Anmerkungen zur Regional- und Landesplanung.

Die kommunale Selbstverwaltung muss endlich hinterfragt werden. Sie hat in den letzten Jahrzehnten den Egoismus geltungssüchtiger Lokalpolitiker befördert, die bei dem Streben nach immer mehr Gewerbesteuereinnahmen das Wohl der Umwelt aus den Augen verloren haben.

08.03.2021


16.03.2023 - Süddeutsche Zeitung:
"Kritik am Einfamilienhaus: Aus dem Häuschen"

Zitate aus dem Bericht:

"In der Klimakrise haben Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften einen schlechten Ruf - stellen aber den größten Teil der deutschen Wohnbauten. Zwei Professoren sehen das als Chance."

Nach einer breiten Darstellung des Für und Wider kommt eine wenig überraschende Erkenntnis:

"Es gibt insgesamt 19,4 Millionen Wohngebäude in Deutschland. 16,1 Millionen davon sind EFH und DHH. Das ist die Realität, wozu auch gehört, dass mehr Deutsche auf dem Land in Klein- oder Mittelstädten leben als in Metropolen. Menschen, die aus Jobgründen (und weil sie nicht pendeln wollen) in Städten leben, wollen dort oft gar nicht bleiben. Sie wollen aufs Land, um im Home-Office und für die Kinder Platz zu haben."

Und dann wird vorgeschlagen, man solle "Nachverdichtung und Umbau in EFH-Bereichen [ erleichtern ], um mehr Wohnraum dort zu schaffen, wo der Boden schon versiegelt ist. Der Dachausbau in Innenstädten wäre dagegen vom Volumen her fast schon marginal. Allerdings geht es um Wohnraum, der räumlich differenziert zu nutzen wäre. Von mehreren Parteien."

Wenn man sich erinnert, wie früher in einem Mehrgenerationenhaus gelebt wurde, sind die Vorschläge in diesem Artikel gar nicht so revolutionär. Krankt doch unsere Gesellschaft eben auch daran, dass sich Familien unter dem Druck gesellschaftlicher / beruflicher Zwänge allein schon räumlich auseinanderleben. Das durch neue Wohnformen auszugleichen, erscheint einer vertiefenden Diskussion würdig.


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