Elektro-Mobilität

Ein Pladoyer für mehr Sachlichkeit

Bevor ich mich dem Thema zuwende, weise ich erst einmal auf diese Artikel aus jüngster Zeit hin, markieren sie doch die tatsächliche Misere rund um das Auto.

Das Auto ist und bleibt wohl auf lange Sicht das Verkehrsmittel, mit dem sich die Menschen in Deutschland am liebsten fortbewegen. Zugegeben; auch wir möchten nicht auf unser Auto verzichten, ist es doch für uns insbesondere die "rollende Einkaufstasche", die uns bei unserer Versorgung behilflich ist.

Die vorstehend aufgezählten und mit Stichworten zitierten Artikel machen aber deutlich, wie widersprüchlich insgesamt der Hype um das Auto ist. Wir haben einfach zu viel davon. Die schöne Werbung für das Auto ist doch letztlich eine große Lüge. Da werden Bilder gezeigt von einer schönen Landschaft, die man mit seinem sportlichen Auto so ganz allein genießen kann. Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus.

Warum müssen Autos immer größer und schwerer werden? Sie passen kaum noch in die Parklücken und erzeugen Staus in den Stoßzeiten. Kann man sich nicht mit Autos begnügen, die auf den Grundbedarf des Transports von A nach B reduziert sind, dem aber voll und ganz gerecht werden?

Wir haben uns im Sommer von unserem 19 Jahre alten VW-Golf verabschiedet und uns nach längerer Suche für einen Opel Mokka in E-Version entschieden. Gleichzeitig haben wir in ein "Balkonkraftwerk" und eine Wallbox investiert. Alles ohne jede staatliche Finanzhilfe. Alles in allem haben wir dafür rund 40.000 € ausgegeben und sind überrascht, welche laufenden Kosten wir jetzt sparen.

Wir laden unser Auto daheim für den laufenden Fahrbedarf. In unserem Urlaub konnten wir die Wallbox des Hotels zum Haushaltstarif nutzen. Insgesamt sparen wir aber immer noch Strom. In rund fünf Monaten nach der Umstellung haben wir daheim nicht nur die Autobatterie regelmäßig geladen, sondern den heimischen Stromverbrauch noch um insgesamt 9% der Jahresrechnung senken können. Die nächste Jahresrechnung dürfte noch günstiger ausfallen, weil dann noch mehr Sonnenmonate Strom liefern werden.

Gerade jetzt zur kalten Jahreszeit zeigt sich ein ganz besonderer Vorteil der Neuerwerbung. Während wir früher in unserem Benziner frieren mussten, weil der im Kurzstreckenverkehr erst richtig warm geworden war, wenn wir von unseren Einkäufen wieder zurückgekehrt waren, haben wir es jetzt von Anfang an wohlig temperiert. Dafür sorgt die Wärmepumpe, die sofort anspringt und den Luftstrom auf eine angenehme Temperatur bringt.

Alles in allem also eine runde Sache!

Das Problem der E-Mobilität sehe ich in der mangelhaften Ladeinfrastuktur für unterwegs, wenn man eine längere Fahrt unternimmt. Da ist die Wartezeit an der Schnelllladesäule sicher unbedeutend, soll man doch bei längerer Autofahrt ruhig einmal eine kurze Erfrischungspause einlegen und sich die Füße vertreten. Schwieriger ist es, den geladenen Strom zu bezahlen! Ob das dann in der Erfrischungspause ist oder am Zielort des Tagesausflugs.

Während heute viele Tankstellen auf Selbstbedienung umgestellt sind, man die Tanksäule mit seiner EC-Karte freischalten und nach Beendigung des Tankvorgangs den Bon ziehen kann, gilt das beim Strom (noch) nicht. Da muss man eine passende Ladekarte oder eine App auf seinem Smartphone zur Verfügung haben. Ich hatte vorsorglich versucht, mir die entsprechende App unseres Stromversorgers einzurichten, wurde dabei aber quer durch das Internet gescheucht. Weil mir das missfiel, habe ich es aufgegeben, die Einrichtung abzuschließen. An dem Ladevorgang wollen offensichtlich auch Leute mitverdienen, die mir suspekt sind.

Neue Ladestationen sollen zwar auch die Bezahlfunktion per EC-Karte anbieten; die dafür gesetzte Frist ist aber immer weiter hinausgeschoben worden. Und die vorhandenen entsprechend umzustellen, dauert auch noch. Wir waren deshalb froh, für unseren Urlaub das Angebot des Hotels in Anspruch nehmen zu können. Auf unserer Rückfahrt hätten wir gerne einen kleinen Abstecher gemacht; das konnten wir aber nicht riskieren, weil nicht sicher war, ob wir für den höheren Stromverbrauch unterwegs noch eine Lademöglichkeit gefunden hätten. Zwar zeigt mir das Navigationsgerät alle Ladestationen an meiner Strecke an, es gibt aber keinerlei Information, wo man ganz einfach mit EC-Karte bezahlen kann. Die Werbung für das Deutschlandnetz mit 9.000 Ladepunkten ist da zwar gut gemeint, geht aber an dem wirklichen Problem der E-Fahrer vorbei. "Laden so einfach wie Tanken" stimmt einfach nicht!

Fazit; unser E-Auto ist eine prima Sache! Über den Stadtvekehr hinaus bietet es auch ausreichend Flexibilität für Tagesausflüge. Für längere Strecken wünsche ich mir Ladestationen, an denen ich mit meiner EC-Karte bezahlen kann, so wie ich die überall als Zahlungsmittel einsetzen kann. Das sollten die normalen Tankstellen aufgreifen und Ladesäulen für Strom bereit stellen, den man dann an der Kasse mit EC-Karte bezahlen kann. Wenn die E-Mobilität Fortschritte macht, müssen sich die Mineralölgesellschaften sowieso auf ein neues Geschätsmodell umstellen.

12.12.2024


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