Umweltbelastung

Plastikmüll

Inzwischen ist das Thema in allen Medien angekommen. Stellvertretend für die vielen Meldungen in verschiedenen Medien zunächst der Hinweis auf eine umfassende Darstellung auf der Seite von WWF Deutschland:

"Das kann kein Meer mehr schlucken:
Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll."

Auf Deutschland bezogen ist dabei dieses Zitat beachtenswert:

"Auch wenn in Deutschland keine großen Mengen Plastikmüll über die Flüsse ins Meer geraten, sollten wir selbst unseren Beitrag gegen die Verpackungsflut leisten. Denn laut den letzten Zahlen des Umweltbundesamtes nimmt die Menge der in Deutschland anfallenden Verpackungen stetig weiter zu. Ursache dafür sind unter anderem Verpackungen für sofort verzehrte Lebensmittel wie Coffee-to-go Becher, die Umstellung auf kleinere Verpackungseinheiten und verpackte Waren, die durch den zunehmenden Online-Handel verschickt werden. Auch wenn die meisten Abfälle in Deutschland durch ein funktionierendes System eingesammelt und weiter verarbeitet werden, werden durch die Herstellung von Verpackungen Energie und Rohstoffe verbraucht."

Weitere Infografiken zum Müllproblem finden sich auf Tagesschau.de: "Plastikmüll in Deutschland und weltweit".

Und noch dies muss betont werden: "Deutschland beim Verpackungsmüll Spitzenreiter - Ein trauriger Europameistertitel" berichtet der Deutschlandfunk.

Zur Sache selbst möchte ich hier keine weiteren Anmerkungen machen; das wären nur Wiederholungen.

Ich möchte hier einen anderen Zusammenhang in den Blick nehmen.

Geht man regelmäßig über den Markt, kann man beobachten, wie immer mehr Bürger sich immer bewusster verhalten, indem sie gebrauchte Verpackungen zum Stand mitbringen und mit neuer Ware befüllen lassen. Hieran zeigt sich der Unterschied zum Einkauf beim Discounter.

Der Discounter ist so billig, weil der Kunde selbst die abgepackte Ware aus dem Regal nehmen kann; sie wird nur noch an der Kasse durch den Scanner gezogen. Beim Markthändler muss die Ware gewogen und verpackt werden, der Preis muss einzeln eingetippt werden. Diese Schritte mögen als nicht sehr aufwändig angesehen werden, in der Summe ist demgegenüber beim Verkauf durch den Discounter aber ein großer Rationalisierungsgewinn gegeben.

Der Werbeslogan "Einmal hin, alles drin" eines großen Einkaufsmaktes entspricht der Mentalität, wenig Zeit mit dem Einkauf zu verlieren. Dafür muss alles portionsgerecht in den Regalen zur Verfügung stehen. Die Industrie bereitet die Ware entsprechend vor und die Arbeitnehmer, die dann die Regale befüllen, sind auch meistens keine Fachkräfte und werden entsprechend niedrig entlohnt.

Und damit sind wir bei dem Zusammenhang, den ich an dieser Stelle herstellen möchte. Die Rationalisierungsbemühungen von Industrie und Discouter erzeugen nicht nur die Müllberge. Die Müllberge sind das sichtbare Zeichen für die Ausbeutung von Arbeitskräften.

Deshalb muss auch dieser Zusammenhang bei der Frage diskutiert werden, wie die Rationalisierungsgewinne abgeschöpft werden können. Nur so ist ein Gleichgewicht zwischen umweltbewusstem Einkauf im personalintensiven Fachhandel mit Beratung einerseits und der anonymen Versorgung mit Waren beim Discounter andererseits herzustellen. Mein Rezept dazu lautet: Wertschöpfungsabgabe

Die Rationalisierungsgewinne dienen nur den Kapitalgebern. Sie werden gemacht zu Lasten der Arbeitnehmer - und eben auch der Umwelt!

08.12.2018


01.04.2019 - Tagesschau.de: "Mehr als 20 Kilo Plastik im Bauch"

Zitat aus dem Bericht:

"Im Magen des Wals fanden Helfer unter anderem Plastikteller und -besteck, Einkaufstüten, Wattestäbchen und die Verpackung eines Waschmittels - mit noch lesbarem Etikett."

Unser Handeln bedarf dringend der Überprüfung, damit der Mensch auch wieder seine Mitgeschöpfe achtet!


17.07.2019 - Tagesschau.de: "Kambodscha ist kein Mülleimer"

Zitat aus dem Bericht:

"Kambodscha folgt dem Beispiel anderer südostasiatischer Staaten und wehrt sich gegen die Einfuhr von Plastikmüll aus anderen Ländern. Konkret geht es um 83 Container mit rund 1600 Tonnen Plastikabfall."

Und eine Leserzuschrift dazu lautet:

"Richtig so. Wird höchste Zeit, dass das Selbstverantwortungsprinzip überall auf der Erde gilt. Und durchgesetzt wird."

Dem stimme ich voll zu!


23.11.2019 - Rheinische Post: "Das große Wegwerfen"

Zitate aus dem Bericht:

"Ein historischer Wandel vollzog sich in Bezug auf das Verhältnis der Menschen zu den Dingen, die sie besitzen. Mit der Menge der zur Verfügung stehenden Gebrauchsgegenstände wuchs die Achtlosigkeit, mit der diese behandelt wurden."

"Heute ist das sorglose, selbstverständliche Wegwerfen Teil der Kultur von Wohlstandsgesellschaften. Funktionsfähige, kaum benutzte, gar neue Dinge landen auf dem Müll. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs habe man gekauft, um zu behalten, (...). Altes sei gewertschätzt worden. Nun laute das Motto: Neu ist schön."

Eine gelungene Analyse unserer Wegwerfgesellschaft!


Endlich mal eine Initiative!

20.11.2020 - Tagesschau.de: "Schulze plant Mehrweg-Pflicht"

Zitate aus dem Bericht:

"Cafés und Restaurants, die ihre Waren zum Mitnehmen anbieten, müssten dann auch Becher und Behälter im Angebot haben, die man wiederverwenden kann. So soll laut Schulze unnötiger Müll vermieden werden. 'Diese ganze Mentalität - einmal nutzen, weg und hopp - das muss jetzt mal aufhören. Wir brauchen andere Angebote und das kann ich mit dieser Novelle ganz gut auf den Weg bringen', so die Umweltministerin."

Hoffentlich wird das nicht alles wieder verwässert!


Einseitige Filigranjuristerei hilft nicht der Umwelt

21.11.2020 - Rheinische Post:
"Bahn darf keine Leihräder mehr in Düsseldorf aufstellen"

Zitate aus dem Bericht:

"Das Oberverwaltungsgericht Münster hat entschieden, dass die Bahn ihre Mieträder nicht mehr im öffentlichen Raum in Düsseldorf abstellen darf. Das Unternehmen hätte eine von der Stadt geforderte Sondernutzungserlaubnis beantragen müssen."

Die Überlegungen des Gerichts zu der Frage, wer den öffentlichen Straßenraum wie nutzen darf, ist natürlich hoch interessant. Dies aber am Beispiel von Leihfahrrädern zu diskutiern, ist angesichts der notwendigen Verkehrswende äußerst problematisch. Schließlich stolpert man nicht nur über diese Fahrräder, für deren chaotisches Abstellen wohl nicht immer die Bahn verantwortlich ist.

Ich habe diese Meldung an dieser Stelle meiner Homepage positioniert, weil auch der viele Müll ein Ärgernis ist, der durch den gewerblichen Verkauf der To-Go-Verpflegung entsteht. Der Verkauf sollte ebenfalls einer kostenpflichtigen Genehmigung vorbehalten sein. Und die Gebühren sollten sich nach dem Aufwand richten, der jetzt den Städten für die Beseitigung der To-Go-Müllberge entsteht.

Es zeigt sich mal wieder, wie unausgegoren die Regeln für die "freie" Marktwirtschaft sind. Deshalb sei doch einfach mal wieder an Richard von Weizsäcker erinnert mit seiner Aussage zur Kostenverteilung.

"(...) noch immer muss die Allgemeinheit dort die Kosten tragen, wo der private Markt externe Folgen verursacht, die nicht im Preis enthalten sind. Das gesamtgesellschaftlich faire und schließlich auch das ökonomisch vernünftige Ziel ist es, dass die Preise selbst die ökologische Wahrheit sagen."

Fundstelle hier!

Und es zeigt, dass die vorstehende Initiative der Umweltministerin zu kurz gegriffen ist.


Gesetzentwurf gegen Plastikmüll

17.01.2021 - Tagesschau.de: "Mehr Mehrweg per Gesetz"

Zitate aus dem Bericht:

"Bundesumweltministerin Svenja Schulze will die Vorgaben für Plastikverpackungen verschärfen. Am Mittwoch wird sie einen entsprechenden Gesetzentwurf im Bundeskabinett einbringen."

"Wer Kaffee oder Speisen zum Mitnehmen verkauft, soll ab 2023 auch eine Mehrwegvariante anbieten. Es ist den Läden überlassen, wie sie dies umsetzen, ob sie sich ..."

Warum eigentlich diese langen Übergangsfristen und dann noch so halbherzig?

Das Gesetz sollte unverzüglich und ohne Übergangsfristen und Schlupflöcher in Kraft gesetzt werden. Die Zeit des Verfahrens reicht aus, um sich darauf einstellen zu können, ein altes Problem endlich zu lösen.

Der Wahnsinn mit den To-Go-Bechern muss als erstes beendet werden. Früher haben sich alle eine Stulle geschmiert und eine Thermoskanne mitgenommen, wenn sie das Bedürfnis hatten, auch außer Hause etwas Trink- und Essbares dabei haben zu müssen. Heute kann offensichtlich niemand mehr stressfrei planen. Hunger und Durst kommen offensichtlich völlig überraschend.


07.05.2021 - Tagesschau.de: "Bundestag verabschiedet Mehrwegpflicht"

Zitate aus dem Bericht:

"Aus Sicht der deutschen Stadtreiniger (...) setzt das Gesetz wichtige Impulse für einen nachhaltigeren Umgang mit Verpackungsabfällen. Gerade die kommunalen Stadtreinigungsbetriebe seien die Leidtragenden des To-Go-Booms, hieß es beim Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Die Entfernung der Abfälle aus dem öffentlichen Raum koste rund 700 Millionen Euro pro Jahr."

Da erinnere ich gerne wieder an die Mahnung des verstorbenen Bundespräsidenten Richard von Weizsächer:

"(...) noch immer muss die Allgemeinheit dort die Kosten tragen, wo der private Markt externe Folgen verursacht, die nicht im Preis enthalten sind. Das gesamtgesellschaftlich faire und schließlich auch das ökonomisch vernünftige Ziel ist es, dass die Preise selbst die ökologische Wahrheit sagen."

Siehe Seite 428; "Die Schöpfung bewahren"

Das jetzt verabschiedete Gesetz setzt ein Zeichen in die angemahnte Richtung. Es bleibt aber noch viel mehr zu tun.


Endliche eine sehr gute Idee!

02.03.2023 - Tagesschau: "Wer auf Einweg setzt, soll zahlen"

Zitate aus dem Bericht:

"Die Hersteller von Produkten aus Einwegplastik sollen sich künftig an den Kosten der Müllbeseitigung in Parks und Straßen beteiligen. Die Wirtschaft kritisiert den Gesetzentwurf - aber warum auch Umweltverbände?"

"Wer den Müll verursacht, soll sich an den Folgekosten beteiligen. Deutschland setzt damit eine Richtlinie der EU um, der Bundestag muss noch zustimmen."

Wenn sich jetzt die Wirtschaft dagegen wehrt, hat sie noch immer nichts verstanden. An verschiedenen Stellen auf meiner Hompage habe ich immer wieder - und auf dieser Seite zuletzt noch in der vorstehenden Anmerkung vom 07.05.2021 - auf Richard von Weizsäckers Abschiedsrede verwiesen, nach der es dringend erforderlich ist, dass die Wirtschaft auch alle Folgekosten in den Preis ihrer Ware einkalkulieren muss. Es kann nicht sein, dass die Allgemeinheit immer wieder den Ausputzer geben muss, wenn die Nutzung eines Produktes Schäden in der Umwelt auslöst.

Den Umweltverbänden ist zuzustimmen, dass die Regelung viel zu spät kommt und noch zu halbherzig ist. Es geht ja nicht nur um den Plastikmüll, der in der Umwelt herumfliegt. Alle Produkte "To Go" verursachen systemimmanent Dreck in der Landschaft. Wenn das schon nicht unterbunden werden kann, müssen die Verantwortlichen eben für die Reinigungskosten aufkommen. Die Wirtschaft muss endlich lernen, dass sie sich nicht auf die vielen Freiwilligen verlassen kann, die immer wieder "Dreck-weg-Tage" organisieren.


Bei der Nachrichtenlektüre gefunden:

"Unsere Wirtschaft arbeitet profitorientiert, nicht umweltorientiert. Spätestens, wenn es um Aktiengewinne und Dividenden geht, sollte das allen klar sein."

"Das Geschäftsprinzip der meisten Firmen besteht ja nicht darin, Menschen glücklich zu machen, sondern Geld zu verdienen. Und man verdient aktuell kein Geld damit, Dinge nachhaltiger zu machen."

"Letztlich muss der Gesetzgeber dafür sorgen, dass unökologisches Verhalten so massiv bestraft wird, dass es tatsächlich ein Problem für Investoren wird."

Quelle: Süddeutsche Zeitung: "Es ist zu teuer, Müll zu vermeiden"

18.07.2023


Europa sagt dem Plastikmüll den Kampf an

19.03.2024 - Süddeutsche Zeitung:
"Das ändert sich mit dem neuen Anti-Plastik-Gesetz"

Zitate aus dem Bericht:

"Milchdöschen ade: Kaum ein Gesetz hat so große Auswirkungen auf den Alltag von Millionen Europäern wie die neue Verpackungsverordnung der EU."

"Als Verordnung, die in allen EU-Ländern unmittelbar gilt, soll das Verpackungsgesetz in vielen Bereichen dieses Flickwerk beenden. Die Kommission verfolgt drei übergeordnete Ziele: Die wachsende Menge an Verpackungsmüll soll schrumpfen, Verpackungen sollen leichter recycelbar sein und der Recyclinganteil steigen. Dadurch sollen auch weniger Primärrohstoffe verwendet werden."

"Ein Novum für viele EU-Staaten ist die Pflicht zur Einführung eines Einweg-Pfandsystems, wie es Deutschland schon lange hat."

"Die EU-Kommission hatte auch deutlich strengere Regeln für Papier- und Pappverpackungen vorgeschlagen. In den Verhandlungen im EU-Parlament sowie zwischen Parlamentariern und Vertretern der Mitgliedstaaten wurden diese Vorgaben abgeschwächt oder gelöscht."

Eine kritische Anmerkung im Leserforum zu dem Artikel lautet:

"Wir brauchen erst in zweiter Linie recycling, in erster Linie benötigen wir die Pflicht zu Mehrwegsystem wo immer das sinnvoll möglich ist."

Das Positive an der Neuregelung ist, dass sie europaweit und unmittelbar gelten soll. So besteht in der Tat die Hoffnung, dass es dem Plastikmüll an den Kragen geht. Ärgerlich sind aber die vielen To-Go-Becher und Getränke-Klein-Gebinde, die überall heraumfliegen. Abfallkörbe aufzusuchen, ist den meinsten Verbrauchern wohl zu lästig.

Leider hatte ich keine Kamera dabei, um den Müllhaufen zu fotografieren, den ich heute auf dem Parkdeck gesehen habe. Es sah fast so aus, als wenn dort ein Autofahrer den Müll aus seinem Fahrzeug entsorgt hat. Da sehe ich noch viel Erziehungsarbeit!


05.12.2024 - Tagesschau: "Aus Plastikmüll soll Wasserstoff werden"

Zitate aus dem Bericht:

"Die UN scheitert an Regeln für weniger Plastikmüll. Die Industrie kämpft damit, klimaneutral zu produzieren. Auf einem schwäbischen Wertstoffhof soll ein Pilotprojekt beide Probleme angehen."

"Bei bis zu 1.600 Grad Celsius werden im sogenannten Flugstromreaktor Biomasse und Kunststoffe in Wasserstoff und CO2 umgewandelt. Das Treibhausgas wird verflüssigt und soll als Kohlensäure an Getränkehersteller weiterverkauft werden."

Das hört sich an, wie die Geschichte von den zwei Fliegen, die mit einer Klappe geschlagen werden. Fakt ist jedenfalls, dass kluge Köpfe sich etwas einfallen lasssen müssen, Plastik in einen Kreislauf einzubinden. Dazu noch ein Zitat aus dem Bericht:

"Studien zufolge könnte sich die weltweite Plastikproduktion bis zum Jahr 2060 verdreifachen. Für das daraus resultierende Müllproblem gibt es bisher keinen Ausweg."

Also bleibt uns nur die Hoffnung auf innovative Technik.


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