Neue Lohnrunde

Wirtschaftsweiser wirklich weise?

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert kräftige Lohnsteigerungen von mindestens drei Prozent. Dagegen warnt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt vor zu hohen Forderungen der Gewerkschaften in den kommenden Tarifrunden.

Richtig ist, dass sich der wirtschaftliche Aufschwung irgend wann auch in der Haushaltskasse der Arbeitnehmer bemerkbar machen muss. Es ist aber ein Denkfehler, dass nun der in hoch technischen Industrien erwirtschaftete Aufschwung allein den dort Tätigen als Lohnerhöhung zufließen muss.

Wenn sich der vom Export angeregte Aufschwung in voller Breite bemerkbar machen soll, müssen auch diejenigen Arbeitnehmer profitieren, die im Dienstleistungsbereich tätig sind. Wenn aber der Gesundheitssektor, ob allgemeine Krankenversorgung oder die Pflegeeinrichtungen, eine Anhebung der bisher schon knappen Löhne fordern, schlägt das natürlich auf die Versicherungsbeiträge durch. Und dann schreien gerade auch die Gewerkschaften wieder, dass von der erstrittenen (Brutto-) Lohnerhöhung (netto) nichts übrig bleibe. Und die Träger der immer wieder geforderten Kinderbetreuungseinrichtungen sind auch nicht in der Lage, ohne Erhöhung der Beiträge oder Einsatz weiterer Steuermittel die Löhne ihrer Beschäftigten einer neuen Lohnrunde anzupassen.

Aber die Lohnentwicklung muss für alle Arbeitnehmer gleich sein. Und der Wert der pflegerischen Arbeit ist wie alle Leistung für den Menschen sicher mindestens genau so wertvoll wie die Arbeit in einer Maschinenhalle und bedarf endlich einer sachgerechten Anhebung.

Die jetzt von dem Wirtschaftsweisen Bofinger angezettelte Diskussion sollte genutzt werden darüber nachzudenken, wie wir die Wertschöpfung der industriellen Wirtschaft so abgreifen, dass sie der Breite der Arbeitnehmer zu gute kommt und nicht allein branchenbezogen wieder einige Gruppen davonlaufen und Pflegekräfte und Kinderbetreuer das Nachsehen haben. Wir brauchen dringend die Diskussion über eine Besteuerung der Unternehmen nach ihrer wirtschaftlichen Wertschöpfung, damit alle Dienstleistungen nach ihrem wahren Wert entlohnt werden können.

Langenfeld, den 2. August 2010

Bei einigen Auslassungen (kursiv gekennzeichnet!) von der Rheinischen Post
veröffentlicht am 19. August 2010


Automatisierung der Gesellschaft

In der FAZ ist jetzt ein Aufsatz erschienen, der unter dem Titel "Automatisierungsdividende für alle - Roboter müssen unsere Rente sichern" die Folgen der Automatisierung für unsere Gesellschaft beschreibt. Der Autor kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass es dringend erforderlich ist, weg zu kommen von der Bindung unserer Abgabensysteme an die menschliche Arbeitskraft.

Langenfeld, den 19. Mai 2012

Inzwischen habe ich mich mit dem Problem des Zugriffs auf die Wertschöpfung im Rahmen der Unternehmensbesteuerung beschäftigt.
Bitte lesen Sie dort.

Langenfeld, den 27. Juli 2012