Gesundheitsreform
Nur ein Kraftakt kann noch helfen
Wann trauen sich die Politiker endlich, klar und deutlich zu sagen, dass die Gesundheit vorrangiges persönliches Bedürfnis eines jeden Bürgers ist und dieser natürlich die Kosten auch selbst zu tragen hat. Was hat der Arbeitgeber eigentlich mit den Krankheitskosten seines Arbeitnehmers zu tun?
Es wäre ein Kraftakt, der sich lohnen würde, sämtliche von den Arbeitgebern finanzierte Beiträge für das Gesundheitssystem in einem einmaligen Akt in eine laufende monatliche Erhöhung des Arbeitslohns umzuwandeln. Auch die Zuschüsse der Rentenversicherung an die Krankenversicherung müssten mit der Rente ausgezahlt werden. Sodann kann und muss jeder sein Krankheitsrisiko nach eigenem Geschmack selbst privat versichern und vollständig finanzieren.
Als Pensionär nach 45-jähriger Dienstzeit bekenne ich mich dazu, dass auch das Beihilfesystem der öffenlichen Hand in einen solchen Kraftakt einbezogen werden muss. Gerade Beamte und Pensionäre haben schon immer ihre Krankheitskosten zunächst einmal selbst finanzieren müssen, ehe sie mit doppeltem Abrechnungsaufwand einmal die Beihilfe beim Dienstherrn beantragen und den verbleibenden Teil bei ihrer privaten Krankenversicherung einfordern können.
Angesichts der demographischen Entwicklung werden die Kosten noch weiter steigen. Umso dringender ist diese Reform. Wenn erst einmal jeder Bürger die wahren Kosten eines Arztbesuchs und der oft wieder über den Müll entsorgten Medikamente kennt, wird er damit auch sorgfältiger umgehen. Außerdem kennen die privaten Krankversicherungen schon lange das System der Rückerstattung einiger Monatsbeiträge, wenn keine Leistungen in Anspruch genommen werden. Das spart sowohl dem Versicherten als auch seiner Kasse Arbeit. Und dieser Erstattungsbetrag reicht häufig aus, die alltäglichen Zipperlein zu finanzieren. Insoweit ist dies eine verwaltungsökonomisch einfache Grenze des Selbstbehalts.
Ich halte einen solchen Kraftakt auch nicht für unsozial. Wer auf dieser Homepage meine Vorstellungen hinsichtlich Steuerreform und Reform der Transfersysteme gelesen und verstanden hat erkennt, dass nach einer solchen Reform auch Raum für den hier angemahnten Kraftakt ist. Schon jetzt zahlt der öffentliche Haushalt den gesetzlichen Krankenkassen Zuschüsse aus Steuermitteln. Diese können dann in die Finanzierung der Steuerreform eingerechnet werden. Es ist deshalb notwendig, dass das gesamte System zur Verbesserung der Eigenverantwortung auf den Tisch kommt.
Langenfeld, den 3. Juli 2010
"Abzockerei" ?
Jetzt ist doch noch ein Kompromiss ausgehandelt worden und schon fallen interessierte Kreise über die Erhöhung der Beiträge und Zusatzprämien her. Sie bezeichnen das als "Abzockerei".
Von "Abzockerei" kann man nach meinem Verständnis nur reden, wenn einem etwas genommen wird, ohne eine angemessene Gegenleistung zu erhalten. Diejenigen, die jetzt diese Vokabel in den Mund nehmen, müssen sich die Frage vorhalten lassen, was ihnen Ihre Gesundheit wert ist.
Leider ist die Versorgung mit Gesundheitsleistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung als Sachleistungsanspruch organisiert und die Mehrheit der Bürger ist offensichtlich der Meinung, dass dieser Anspruch sich gegen den Staat richtet, der dann zusehen könne, wie er ihn erfüllt. Vom Prinzip der Versicherung eines Risikos haben die "Abgezockten" offensichtlich nichts verstanden.
Es erscheint mir notwendig, einmal auf den vielen "Stuss und Staat" hinzuweisen, den sich viele leisten, die sich das eigentlich nicht leisten sollten. Welche Unsummen werden z.B. im wahrsten Sinne des Wortes in den Silvesternächten verbrannt? Welche Preise werden gezahlt, um die Konzerte bestimmter Szene-Musiker (um es vorsichtig auszudrücken) zu besuchen? Da werden die Beträge verbraten, die dringend in die eigene Gesundheitsvorsorge investiert werden sollten!
Ich bleibe bei meiner Forderung, das gesamte System auf die private Eigenvorsorge mit Versicherungspflicht umzustellen. Bei der Haftpflicht für das Kraftfahrzeug funktioniert das auch seit vielen Jahrzehnten - mit einem hervorragenden Wettbewerb.
Langenfeld, den 6. Juli 2010