Apostolische Exhortation des Heiligen Vaters
Papst Leo XIV. über die Liebe zu den Armen
Bereits mit seiner Namensgebung hatte Papst Leo XIV. sein besonderes Anliegen der Zuwendung zu den Armen deutlich gemacht. Jetzt liegt sein erstes Apostolisches Mahnschreiben vor. In dem hier verlinkten vollständigen Text habe ich die aus meiner Sicht wichtigsten Passagen gelb markiert.
In den ersten Abschnitten listet er akribisch auf, wie sich aus Textstellen des Alten und des Neuen Testaments die Sorge um die Armen als Kern unseres Glaubens darstellen. Auch die Geschichte der Ordensgründungen beleuchtet er umfassend. Unter Bezugnahme auf den heiligen Johannes Chrysostomus bezeichnet er die Eucharistie als sakramentalen Ausdruck der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit.
Im Kapitel IV - Die Geschichte, die weitergeht - beschäftigt er sich mit der Soziallehre der Kirche und verweist auf die Enzyklika Rerum novarum von Leo XIII. Der hatte angesichts der unerträglichen Lage vieler Industriearbeiter schon damals die Schaffung einer gerechten Gesellschaftsordnung gefordert. Es folgt ein Verweis auf die Pastoralkonstitution Gaudium et spes mit der nachdrücklichen Bestimmung, dass die Güter der Erde allen Menschen zustehen. Das Zitat in Tz 86
"Darum soll der Mensch, der sich dieser Güter bedient, die äußeren Dinge, die er rechtmäßig besitzt, nicht nur als ihm persönlich zu eigen, sondern muss er sie zugleich auch als Gemeingut ansehen in dem Sinn, dass sie nicht ihm allein, sondern auch anderen von Nutzen sein können."
erinnert letztlich an Artikel 14 Abs. 2 GG, auf den ich immer wieder als Kern von Gerechtigkeit verwiesen habe.
In Tz 92 prangert er die Diktatur einer Wirtschaft an, in der "die Einkommen einiger weniger exponentiell steigen". Später fragt er: "Haben die Schwachen nicht die gleiche Würde wie wir? Sind diejenigen, die mit weniger Möglichkeiten geboren wurden, als Menschen weniger wert und müssen sich damit begnügen, bloß zu überleben?" Von der richtigen Antwort hängt der Wert unserer Gesellschaft ab.
Im letzten Kapitel - Eine beständige Herausforderung - lehrt er: "Christen dürfen die Armen nicht bloß als soziales Problem betrachten: Sie sind eine 'Familienangelegenheit'. Sie gehören 'zu den Unsrigen'."
Die ganze Schrift ist eine echte Mahnung, dass beten einhergehen muss mit der Sorge um die Armen. Damit trifft sie die Politik, die heute leichtfertig versucht, lieber die Schwachen zu bedrängen, statt die Reichen in die Pflicht zu nehmen. Ob diese eindringliche Botschaft einer Solidarität mit den Armen bei den vom Neo-Kapitalismus beseelten Politikern ankommt und Früchte trägt?
Ich kann nur allen - ob Bürger oder Politiker - empfehlen, die Worte des Papstes aufmerksam zu lesen und zu versuchen, sie im Alltag umzusetzen. Dann könnte es auch in Deutschland wieder etwas gerechter zugehen.
15.10.2025
Bei der Nachrichtenlektüre gefunden:
"Was für ein Kontrast zu den christlichen Parteien in Deutschland: Die Haltung zu den Armen und Hilfebedürftigen könnte unterschiedlicher nicht sein. Die C-Parteien appellieren an das entschlossene Misstrauen, der Papst appelliert an die entschiedene Solidarität der Gesellschaft."
Quelle: Süddeutsche Zeitung: "Der Papst liebt die Armen, Merz eher nicht"Wieder ein Vollstreffer von Heribert Prantl!
16.10.2025