Digitalisierungsprojekt „Future City“

Eine echte Zukunftsaufgabe?

Unter der Überschrift "Langenfeld wird bundesweite Modellstadt für Einzelhandel" berichtet die Rheinische Post, dass die Bundesregierung festgelegt habe, „dass Langenfeld gemeinsam mit Kaiserslautern das bundesweite ,Kompetenzzentrum Einzelhandel’ bilden wird“ (Zitat Bürgermeister).

Ich habe mal etwas im Internet recherchiert und auf Umwegen dazu die Bekanntmachung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zur Errichtung eines "Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Einzelhandel“ vom 6. Juli 2018 gefunden.

Natürlich kann man trefflich darüber streiten, ob es sich bei der Unterstützung der Digitalisierung im Einzelhandel um eine sinnvolle Aufgabe des Staates handelt. Schon bei meinen Anmerkungen zur Aktivität der Stadtwerke Langenfeld hinsichtlich der Errichtung eines städtischen Glasfasernetzes hatte ich Zweifel angemeldet, ob diese Einmischung sachgerecht ist.

Auch die Einführung eines Stadtschlüssels zur Förderung des Parkens in der Innenstadt habe ich kritisch begleitet. Und in meinen Anmerkungen zur Umweltenzyklika habe ich diverse Stimmen zitiert, die den Konsumterror ebenfalls kritisch sehen.

Die Probleme des Einzelhandels haben tatsächlich insofern etwas mit der Digitalisierung zu tun, als - inzwischen eine Binsenweisheit - alle Welt zum Einkaufen ins Internet geht und sich nicht nur über die diversen Portale Produktinformationen holt, sondern auch gleich bestellt. Dieses Potential geht am stationären Handel vorbei - und die Lieferdienste verstopfen die Straßen. Eine Initiative, den stationären Einzelhandel dadurch zu stärken, dass man ihn bei der Errichtung einer eigenen Internetplattform unterstützt, könnte in der Tat hilfreich sein. Muss das aber die Stadt selbst organisieren?

Nun scheint Langenfeld wieder gut bei Kasse zu sein; immerhin, der Bürgermeister verspricht Steuersenkungen! Mit dem jetzt von ihm vorgestellten Programm zur Digitalisierung der Innenstadt stößt er in eine Fantasiewelt vor, deren Nutzen angesichts der von mir seit langer Zeit beklagten Schmutzecken irgendwie am Bedürfnis der Bürger - insbesondere der älteren Generation - völlig vorbei geht.

Es ist in Langenfeld noch viel zu tun für eine freundliche Stadt mit Zukunft. Mit seinem Blick durch die Digitalisierungbrille übersieht der Chef der Verwaltung aber das Wesentliche.

15.01.2019


Während Langenfeld noch von der digitalen Zukunft träumt, ist die Nachbastadt Hilden schon Spitze, was das reale Leben betrifft!

23.01.2019 - Rheinische Post: "Silber für Einkaufsstadt Hilden"

Zitat aus dem Bericht:

"2016 wählten die Befragten überraschend Hilden auf Platz 1 in der Kategorie 50.000 bis 100.000 Einwohner. Diesmal ging die Krone an Stralsund, Hilden kommt auf Platz 2 von 30 teilnehmenden Kommunen dieser Größe."


30.01.2019 - Rheinische Post: "Gute Noten für Einkaufsstadt Langenfeld"

Zitat aus dem Bericht:

"Citymanager Jan Christoph Zimmermann ist erfreut. Die Studie 'Vitale Innenstädte' des Marktforschungsinstituts IFH aus Köln weist für Langenfeld die Gesamtnote 2,2 aus. Damit liegt die Posthornstadt nah an der Bewertung für Hilden."

Es handelt sich um dieselbe Untersuchung, auf die ich bereits vorstehend hingewiesen habe.

Ich habe diese neuerliche Berichterstattung und die darin enthaltene Lobhudelei zum Anlass genommen, mich einmal auf der Internetseite des IFH Köln – ECC Köln umzusehen: "VITALE INNENSTÄDTE 2018"

Fazit:

Große Schau in der Innenstadt wird mit guten Noten belohnt. Dem Image der Stadt und dem Wohl der Bürger würde es mehr dienen, wenn sich die Verantwortlichen endlich einmal um die Schmutzecken in unserer Stadt kümmern würden. Der verengte Blick auf den Handel im digitalen Zeitalter hilft da nicht weiter.

Überraschende Auskunft der IFH Köln GmbH:

"... vielen Dank für Ihr Interesse an unsere Studie „Vitale Innenstädte 2018“. Das Thema Vitalität der Innenstadt betrifft alle Bewohner einer Stadt, Politik und Händler gleichermaßen. Daher schätzen wir die kritische Auseinandersetzung mit unseren Studienergebnisse durch alle betroffenen Personengruppen gleichermaßen. Erst durch den offenen Dialog der Bürger mit Politik und Handel kann die Innenstadt profitieren und zu einem Ort hoher Aufenthaltsqualität gedeihen.

Die Befragung wurde im Auftrag der Stadt Langenfeld durchgeführt und die ausführlichen Ergebnisse liegen der Stadt vor. Eine Kommunikation und Interpretation der Ergebnisse obliegt dem Auftraggeber. Daher möchte ich Sie bitten sich mit konkreten Rückfragen, Anregungen und Verbesserungsvorschlägen zur Aufwertung der Innenstadt an die Stadt Langenfeld zu wenden."

(Inhalt der erhaltenen Mail ohne Korrektur der Schreibfehler kopiert!)

So werden die Bürger verschaukelt. Die Berichterstattung in der Rheinischen Post liest sich für unkritische Bürger so, als wenn irgend ein neutrales Institut eine bundesweite Studie erstellt und die Stadt dabei einen Preis gewonnen hat. Meine kritische Nachfrage hat nun ergeben, dass es sich um ein von der Stadt bestelltes und bezahltes Gutachten handelt. Für das Geld hätte man besser die Kehrmaschine durch die "Bürgerstraßen" fahren lassen, um die Schmutzecken in unserer Stadt zu reinigen.

Eine Umfrage unter den Senioren, über die die Rheinsiche Post unter der Überschrift "Kreis und Städte befragen Senioren" berichtet, kann man sich schenken, wenn man ihnen einfach zuhört. Aber wie von mir auf den Seiten über die Schmutzecken dargelegt, ist die Stadt ja taub, wenn es um handfeste Benachteiligungen gerade der Alten geht! Da erhält man entweder gar keine Antwort oder dumme Bemerkungen.


Nahversorger in den Randlagen der Stadt

04.08.2021 - Rheinische Post: "Zweiter Nahversorger in Richrath schließt"

Zitate aus dem Bericht:

"Gemeinsam ist beiden Ladenlokalen, dass sie mit unter 800 Quadratmetern nicht mehr dem Standard entsprechen. Für viele Ketten sei das zu klein."

Ich habe überlegt, ob ich zu diesem Artikel überhaupt eine Anmerkung machen sollte. Dann kamen wir aber auf den Kern des Problems zu sprechen, wie ich es vorstehend aus dem Artikel kopiert habe und ich erinnerte mich an die auf dieser Seite gemachten Aussagen zum Handel in Langenfeld generell.

Da wird immer wieder viel Tamtam um die Innenstadt gemacht. Langenfeld ist aber - wie in dem Artikel beschrieben - eine in die Fläche gewachsene Wohnlandschaft. Die Diskussion, diese flächenmäßig großen Wohngebiete ohne große Aussicht auf Laufkundschaft kostengünstig zu versorgen, ist schon sehr alt. Immer mehr "Tante-Emma-Läden", die schon früher über das eigentliche Geschäft hinaus auch Treffpunkt waren, sind ausgestorben.

Immer wieder werden im Fernsehen Berichte gesendet von Dörfen, die schon lange keinen Laden mehr haben und sich die Einwohner zu einer genossen-schaftlichen Lösung durchringen, um so mit viel ehrenamtlichem Einsatz eine Versorgungsstruktur aufrecht zu erhalten.

Wenn in dem Artikel der RP darauf verwiesen wird, dass es für einen Kaufmann, der den Standort alleine betreiben würde, Richrath Nord durchaus ein auskömmlicher Standort sein könne, gibt mir das Veranlassung einmal auf folgenden Zusammenhang hinzuweisen, der den lokalen Einzelhandel früher geprägt hat:

Laut Betriebswirtschaft gab es schon immer eine klare Trennung des Warenverkehrs in

  • Herstellung
  • Großhandel
  • Einzelhandel

Die zweite und die dritte Stufe haben sich aber inzwischen durch die Supermärkte vermischt. Dazu beigetragen hat auch die hohe Mobilität der Bürger, denn der Benzinpreis ist - gemessen an der Einkommensentwicklung - in den Keller gerauscht und spielt keine große Rolle mehr. Würde man aber ehrlich die Kosten für seinen Einkauf per Auto im Supermarkt mit dem im fußläufig zu erreichenden "Tante-Emma-Laden" vergleichen, dürfte der "Endpreis" keinen großen Unterschied mehr aufweisen, ganz abgesehen von dem Serviceunterschied.

Der Verbraucher hat es in der Hand, durch seine bewusste Kaufentscheidung den Standort seines Nahversorgers zu stärken. Er muss entscheiden, ob er den "billigen" Einkauf im Supermarkt mit seinem Überangebot, oder einen Service orientierten Nahversorger für den täglichen Bedarf bevorzugt. Solange aber Supermärkte von Ketten betrieben werden, denen betriebswirtschaftliche Überlegungen wichtiger sind als der Service, den früher ein Einzelhändler zu bieten hatte, wird sich das Problem der Nahversorgung nicht lösen lassen.


Doch noch eine Lösung!

03.01.2022 - Rheinische Post: "Bioladen zieht nach Richrath"

Unter dieser Überschrift berichtet die RP in ihrer Printausgabe, dass Sven Lucht seinen Bioladen an der Solinger Straße aufgibt und nach Richrath in das leer stehende Ladenlokal zieht.


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