Private Abwasserkanäle

Kanal-TÜV wirklich erforderlich?

Betreffend Prüfpflicht privater Abwasserleitungen hatte ich Ende vorigen Jahres einen Meinungsaustausch mit dem Umweltministerium. In dessen Verlauf bin ich auf den Fachbericht 43 hingewiesen worden.

Für mich leicht nachvollziehbar sind die Ergebnisse, dass das Grund- wasser in Siedlungsgebieten anders belastet ist als in Waldgebieten. Eine sehr logische und durch nichts zu widerlegende Tatsache. Dafür braucht man nicht so einen Fachbericht.

Interessant ist aber, dass in der Zusammenfassung der Ergebnisse in einem schwer verständlichen Satz festgehalten ist, dass "Kausal- zusammenhänge zwischen den Beschaffenheitsmerkmalen der siedlungsbeeinflussten Messstellen zu Abwasserexfiltrationen aus undichten Kanälen (...) nicht untersucht werden" können.

Ich hatte aber das Umweltministerium vor dem Hintergrund der Ölkatastrophe in Wesseling um Auskunft darüber gebeten, ob konkrete Ergebnisse vorliegen, dass Grundwasser durch Abgänge aus privaten Kanalanschlüssen geschädigt worden sei. Der mir dazu angediente Fachbericht ist jedenfalls keine Antwort auf diese Frage.

Selbst wenn wirklich private Anschlüsse undicht sein sollten, bedeutet das noch längst nicht, dass darüber nennenswerte Mengen von Schadstoffen in das Grundwasser einsickern. Solange der Abfluss direkt in den städtischen Kanal noch funktioniert (sonst gibt es schließlich einen leicht erkennbaren Rückstau), fließen die Schadstoffe auch da hin, wo sie hin gehören.

Um das Risiko der Gefährdung des Grundwassers durch undichte private Abwasserkanäle zutreffend einschätzen zu können, müssen die im häuslichen Abwasser enthaltenen Schadstoffe, der Grad ihrer Vermischung, die Durchflussgeschwindigkeit, die Länge des privaten Kanals und das Versickerungspotential im Falle einer Undichtigkeit in Relation gesetzt hat. Bisher habe ich nur von einer derartigen Untersuchung gelesen. Dabei konnte kein signifikanter Einfluss auf das Grundwasser festgestellt werden.

Schadstoffe im Grundwasser von Siedlungsgebieten wird es trotz Kanal-TÜV schon alleine deshalb geben, weil die Kläranlagen bisher nicht in der Lage sind, in Wasser aufgelöste chemische Stoffe - insbesondere auch Medikamente - verlässlich aus dem Abwasser herauszufiltern.

Ich stimme allen zu, die behaupten, das ganze Projekt sei ein Riesenrad zur Verschleuderung privaten Vermögens. Die Industrie (siehe Shell in Wesseling) wird nicht mit der notwendigen Härte angefasst. Das Ministerium schreibt mir dazu, man könne ja nicht die ganze Raffinerie stilllegen. M.E. wäre aber eine Einstweilige Anordnung geboten, den Betrieb solange zu schließen, bis der Kerosin-See ausgehoben ist. Gegen Riesen traut man sich aber nicht zu kämpfen; da prügelt man lieber auf die Vielzahl der kleinen Bürger ein.

Nach alledem halte ich die Auflagen für Privatleute für völlig neben der Sache.

Langenfeld, den 19. April 2013

Eine weitere Meinung, die den Kanal-TÜV für private Anschlüsse ablehnt, finden Sie hier: "Defekte Hausanschlüsse gefährden unser Grundwasser ist das Totschlagsargument, das ..."


Umweltschaden am Düsseldorfer Flughafen

Über einen Umweltschaden am Düsseldorfer Flughafen berichtet die Rheinische Post: "PFT: Schadstoffsanierung wird langwierig und kostspielig".

Was hat das zu tun mit der auf dieser Seite abgehandelten Prüfung privater Abwasserkanäle? Ich meine sehr viel.

Politiker als Umweltschützer sind heute sehr schnell aktiv, wenn es darum geht, dem Normalbürger Vorschriften zu machen. Dieser fragt sich aber, wo dieselben Politiker bleiben, wenn es darum geht, bei öffentlichen Einrichtungen und großen Firmen gleichen Druck zu erzeugen oder besser noch, von vorn herein höchste Sorgfalt walten zu lassen. Es besteht der berechtigte Eindruck, dass Politik und Verwaltung in wirtschaftlich relevanten Bereichen erst tätig werden, wenn der Schaden bereits eingetreten ist und dringend Abwehrmaßnahmen erforderlich werden.

06.11.2013

Anmerkung vom 21.01.2014: Unter dem Titel "PFT-Skandal - Anzeige gegen Stadt Düsseldorf und Flughafen" berichtet die NRZ jetzt, dass der Heimat- und Bürgerverein Lohausen-Stockum Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Stadt und des Flughafens wegen "unterlassener Sanierung" des stark belasteten Bodens auf dem Airport-Gelände gestellt hat. Ein mutiger Schritt der Bürgerschaft!


Kluge Entscheidung der Stadt Langenfeld

Unter der Überschrift "Stadt verzichtet beim Kanal-TÜV auf Nachweise der Eigentümer" berichtet die WZ über eine kluge Entscheidung der Stadt Langenfeld. Die Verwaltung wird die Hauseigentümer lediglich beraten, nicht aber von ihnen Nachweise über die Prüfungen einfordern.

Wie oben ausgeführt, gibt es überhaupt keinen wissenschaftlichen Nachweis über Schäden, die von privaten Kanalanschlüssen verursacht worden sind. Schlimm sind die von Firmen verursachten Schäden des Grundwassers. Aber dazu besteht der Eindruck, dass eben nicht gegen die Verursacher energisch genug vorgegangen wird.

Am 18. Oktober 2013 hatte die Rheinische Post bereits über den endgültigen Erlass der Landesregelung berichtet und auf die Vorbehalte der Opposition sowie die Fristen für Behebung festgestellter Mängel hingewiesen.

Die Verordnung zur Selbstüberwachung von Abwasseranlagen vom 17.10.2013 ist inzwischen im Gesetzblatt NRW veröffentlicht. Sie enthält im Teil 2 (ab § 7) die Vorschriften über die Selbstüberwachung privater Abwasserleitungen und in § 10 die Fristen für eine notwendige Sanierung. Danach sind erst bei schwerwiegenden Mängeln sofortige Abhilfe, bei mittleren Schäden Abhilfe innerhalb von 10 Jahren und bei geringen Mängeln keine Maßnahmen erforderlich. Und Schäden, die danach kurzfristig zu beheben sind, werden dem Hauseigentümer schon rechtzeitig auffallen - auch ohne teure Prüfung!

23.11.2013


Bitte lesen Sie auch unter Intensivlandwirtschaft als Umweltverschmutzer


Defekte Leitungen durch falsche Reinigung

Auf der Internetseite der Deutschen Bundesstiftung Umwelt habe ich jetzt folgenden Artikel gefunden: "Abwasserkanäle schonend reinigen". Darin werden Gefahren durch falsche Reinigungsmethoden aufgezeigt.

Wenn mit allzu hohem Druck die (öffentlichen) Kanäle gespült werden, können erhebliche Schäden an der Kanalisation entstehen. Die Stiftung weist auf interessante Alternativen hin.

08.02.2014


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